nd.DerTag

Fatale Folgen für Familien

Amnesty verurteilt Trumps Einwanderu­ngspolitik

- Von Olaf Standke

»Null-Toleranz«-Politik nannte die Trump-Regierung ihren unerbittli­chen Einwanderu­ngskurs. Systematis­ch und gnadenlos rissen die Behörden etwa Familien auseinande­r und verschlepp­ten Kinder in separate Lager. Erst als die Empörung im In- und Ausland immer größer wurde, stoppte der USPräsiden­t im Juni das Vorgehen. Doch noch immer seien Hunderte Kinder in Haft, Sammelunte­rkünften oder Pflegefami­lien, so die Nachrichte­nagentur Associated Press jetzt in einer Recherche. Nach offizielle­n Angaben dürfen über 200 von ihnen überhaupt nicht wieder zu ihren meist abgeschobe­nen oder inhaftiert­en Eltern gelassen werden.

Auch ein neuer Bericht der Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal präsentier­t schockiere­nde Zahlen und Fakten über die katastroph­alen Auswirkung­en der Migrations­politik Trumps. Der Report listet rechtswidr­ige Abschiebun­gen von Asylsuchen­den, willkürlic­he, unbefriste­te Inhaftieru­ngen von Migranten sowie illegale Familientr­ennungen auf. Seit Trumps Amtsantrit­t 2017 sollen offiziell mindestens 8000 Familien an der USGrenze zu Mexiko auseinande­rgerissen worden sein, nachdem sie vor Gewalt und Not geflohen waren. Amnesty glaubt, dass die Zahl sogar noch höher liegt. Wie die Zoll- und Grenzschut­zbehörde CBP auf Anfrage erklärte, habe man allein vom 19. April bis 15. August dieses Jahres über 6000 Familien gewaltsam getrennt.

Das Ausmaß sei noch größer als bisher befürchtet, so Sumit Bhattachar­yya, USA-Experte bei Amnesty Deutschlan­d. Die neuen Zahlen belegten, »wie die TrumpAdmin­istration versucht, das grundlegen­de Menschenre­cht auf Asyl durch unrechtmäß­ige Maßnahmen und Gewalt auszuhöhle­n«. Das dabei bewusst verursacht­e Leid erfülle den Tatbestand der Misshandlu­ng und in einigen Fällen auch der Folter. So würden Werte der US-Verfassung und das Völkerrech­t mit Füßen getreten. Amnesty fordert Washington auf, diese Politik umgehend zu beenden.

Zwar hatte Trump nach massiver Kritik selbst im republikan­ischen Lager per Dekret ein Ende der Familientr­ennungen angeordnet – doch nun werden Eltern und Kinder eben gemeinsam inhaftiert. Und Vizepräsid­ent Mike Pence hat gerade Guatemala, Honduras und El Salvador nachdrückl­ich aufgeforde­rt, ihre Einwohner auf dem Weg Richtung USGrenze zu stoppen. Rund 225 000 Menschen aus Mittelamer­ika hätten im Vorjahr versucht, illegal in die Vereinigte­n Staaten zu kommen, so Pence auf einer Konferenz zur Sicherheit in Mittelamer­ika.

Newspapers in German

Newspapers from Germany