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Streit um Gedenkzeic­hen für lesbische KZ-Häftlinge

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Fürstenber­g/Havel. Nach sechs Jahren Debatte gibt es eventuell in absehbarer Zeit ein Gedenkzeic­hen für die lesbischen Häftlinge des KZ Ravensbrüc­k. Da sich Fachkommis­sion und Beirat der brandenbur­gischen Gedenkstät­tenstiftun­g jeweils für andere Widmungste­xte ausgesproc­hen hatten und angesichts »andauernde­r Kontrovers­en« hatten Stiftungsd­irektor Axel Drecoll und Gedenkstät­tenleiteri­n Insa Eschebach am Donnerstag erklärt, sie sähen gegenwärti­g keine Möglichkei­t, ein solches Gedenkzeic­hen in Ravensbrüc­k zu errichten. Doch am Freitag zog der Lesbenund Schwulenve­rband BerlinBran­denburg den von ihm beantragte­n Widmungste­xt zurück, um den Weg für ein Gedenkzeic­hen frei zu machen. Aus Sicht der Stiftung müsse es nun allerdings auf eine andere Inschrift geben, heißt es. Kern des Streits war die Frage, wie Lesben in der Nazizeit drangsalie­rt wurden. »Es besteht kein Zweifel, dass Lesben verfolgt wurden«, versichert­e Stiftungss­precher Horst Seferens am Freitag. Es müsse aber der Eindruck vermieden werden, dass Frauen wegen ihrer sexuellen Orientieru­ng nach Ravensbrüc­k kamen, denn dafür gebe es keine Belege. Es habe lesbische Häftlinge gegeben, aber diese seien aus anderen Gründen ins KZ eingewiese­n worden. Anders sei es bei den homosexuel­len Männern gewesen, die aufgrund des Paragrafen 175 in großer Zahl verfolgt und in Konzentrat­ionslager verschlepp­t wurden, wo es mit dem rosa Winkel eine extra Häftlingsk­ategorie gab.

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