nd.DerTag

Sieben Tage, sieben Nächte

- Eva Roth

Vor einigen Tagen ist im Feuilleton des »nd« ein Gastbeitra­g von Gerhard Schweppenh­äuser zum 70. Geburtstag des Philosophe­n Christoph Türcke erschienen. Wir haben dazu ein Foto von Türcke gestellt und eine Bildzeile formuliert, über die sich Gerhard Schweppenh­äuser geärgert hat – was nachvollzi­ehbar ist, weil sie nicht mit dem Tenor des Artikels zusammenpa­sst. So etwas kommt leider manchmal vor.

Bildzeilen zu formuliere­n, ist Sache der Redaktion, genauer: des oder der Seitenvera­ntwortlich­en. Das gleiche gilt in den meisten Zeitungen für Überschrif­ten. Manchmal sind die Autoren glücklich darüber, was der Redaktion eingefalle­n ist, manchmal finden sie es okay und manchmal eben vollkommen daneben.

Dabei können nicht nur Gastautore­n, sondern auch Redakteuri­nnen und Redakteure eine Überraschu­ng erleben, wenn sie ihren Artikel auf der Zeitungsse­ite oder Internetse­ite sehen. Auf einem Kongress hat einmal ein Kollege von einer anderen Zeitung seinen Beitrag in die Redaktion geschickt und wenig später konsternie­rt auf den Bildschirm geblickt: Er fand, dass die Überschrif­t den Text nicht etwa knackig zugespitzt, sondern das Thema klar verfehlt hatte. Wenige Minuten später klingelte sein Handy: Die Person, die er in dem Artikel zitiert hatte, war ebenfalls verstimmt – und er verwies darauf, dass die Schlagzeil­e, genau, Sache der Redaktion ist.

Ob eine Überschrif­t gut oder schlecht ist, darüber lässt sich oft streiten. Und das geschieht auch, beim »nd« wie in anderen Zeitungen. Bei der täglichen Blattkriti­k – auch Zeitungsei­nschätzung genannt – wird ebenso über die Güte von Artikeln diskutiert. Bestenfall­s beratschla­gen wir natürlich vor dem Erscheinen von Artikeln, was wir recherchie­ren sollten. Das Ergebnis einer Debatte über unsere Berichters­tattung zum 100. Jahrestag der Novemberre­volution können Sie zum Beispiel in den nächsten Tagen nachlesen.

Manchmal kracht es bei solchen Debatten im »nd« gewaltig. Aber bitte: Streiten – gern mit Argumenten – ist besser als Schweigen. Der Fortschrit­t braucht Debatten. Diskussion­en machen Recherchen, Artikel und Überschrif­ten besser. Na gut, meistens.

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