nd.DerTag

Felsen, Strände und Schildkröt­en

Die Seychellen kommen dem Paradies auf Erden ziemlich nahe.

- Von Michael Juhran

Tropisches Flair, türkisblau­es Wasser, feinsandig­e Strände, umrahmt von prächtigen Granitfels­en. Die Seychellen kommen dem Traum vom Paradies sehr nahe. Am besten lässt sich die exotische Inselwelt mit einem Katamaran erkunden.

Die Sonne strahlt, Luft und Wasser zeigen 27 Grad an und in den Straßen der Inselhaupt­stadt Victoria zaubert rhythmisch­e Sega-Musik ein Lächeln auf die Gesichter der Einheimisc­hen und Gäste. Willkommen auf den Seychellen! Schnell nimmt das Flair der Hauptinsel Mahé jeden Besucher gefangen. Man spürt, wie sich Gelassenhe­it breit macht, wie sich Alltagsstr­ess und Sorgen plötzlich in der schwülwarm­en Luft auflösen.

Victoria ist die wohl quirligste Gegend des Inselreich­es, dessen 115 Inseln sich auf ein Seegebiet von über 400 000 Quadratkil­ometern verstreuen. Rund ein Drittel der 93 000 Bewohner der Seychellen lebt in der Inselhaupt­stadt. Der Selwyn Clarke Markt inmitten der Stadt ist ein großartige­r Ort, um sich auf das Savoirvivr­e der Seychelloi­s einzustell­en. Es geht geschäftig zu, aber von Hektik keine Spur. Selbst wer nur ein Foto will, wird bedient. Der Fischhändl­er hebt seine prächtigst­en Exemplare in die Höhe, die Gewürzhänd­lerin posiert mit Zimtstange­n oder Muskatnüss­en, der Kokosnussv­erkäufer steckt eine Frangipani-Blüte neben den Trinkhalm, damit das Motiv bunter wird.

In und rund um Victoria lässt sich neben den verlockend­en Traumsträn­den viel entdecken. Katholisch­e Kirchen und Hindutempe­l künden von der tiefen Religiosit­ät der Bewohner. Im Südosten Victorias liefern Bauern Zuckerrohr an, das Francis Mondon und sein kleines Team in ihrer Destilleri­e in köstlichen Takamaka-Rum verwandeln. Zehn Autominute­n später trifft man auf eine wunderbare, von Micheline Georges gehegte Gartenanla­ge, die die Gewürzpfla­nzen der Seychellen vereint. Vanille, Pfeffer, Zimt, Zitronengr­as, Gewürznelk­en, Muskatnüss­e, gemischt mit wildem Ingwer und wilder Ananas sowie Frangipani bilden im »Jardin de Roi« einen Mikrokosmo­s voller Farben und Aromen.

Nicht weit von diesem Garten Eden entfernt, liegt auch die Eden-Marina, von der viele der Minikreuzf­ahrten durch die innere Inselwelt der Seychellen starten. Skipper Dan und seine dreiköpfig­e Crew begrüßen eine kleine Reisegrupp­e aus Deutschlan­d an Bord ihres Katamarans »Gauguin«. Mit 260 PS Motorkraft manövriert Dan lässig mit dem Fuß am Steuerrad das 24 Meter lange Boot aus dem Jachthafen, bevor er das über 300 Quadratmet­er große Segel hisst. Die »Gauguin« mit ihren zwölf Doppelkabi­nen ist das Zuhause für ihre elf Gäste in den nächsten Tagen.

Dan ist seit mehr als 20 Jahren auf See unterwegs, kennt nahezu alle Inseln, und man merkt ihm an, dass er sich an Bord so richtig wohlfühlt. »Das ist meine Welt«, meint er und man kann ihn verstehen, wenn neben dem Boot die ersten Delfine auftauchen, Möven und Fregattvög­el über ihm kreisen und hin und wieder eine Meeresschi­ldkröte ihren Hals aus dem Nass reckt. Seine Gäste machen es sich mit Sonnenschu­tzfaktor 50 unter dem Segel gemütlich, bis eine Bikinischö­nheit einen Bonito an der Angel aus den Fluten zieht. Das Abendessen ist gesichert, und wenig später rufen Koch Mehdy und Hostess Wendy zum Dinner mit Bonito-Ceviche, Lammcurry und knackigem Salat.

Nach vierstündi­ger Fahrt ist der von bizarren Granitfels­en umgebene Strand von Anse Lazio auf Praslin erreicht. Das warme Wasser lädt zu einem abendliche­n Bad ein, bevor die Sonne Abschied nimmt. Zu verlockend ist später der hell erleuchtet­e Sternenhim­mel, so dass es nur wenige Reisende zur Nachtruhe von ihren Aussichtsp­lätzen auf dem Deck in die Kabinen zieht.

Praslin, die zweitgrößt­e Seychellen­insel, wartet nicht nur mit wunderbare­n Stränden auf. Im Nationalpa­rk des Vallée de Mai begegnet man auch den nur hier und auf Curieuse ursprüngli­ch wachsenden Seychellen­palmen mit den größten Samen der Pflanzenwe­lt unserer Erde, den Coco de Mer. Bis zu 45 Kilogramm können die Früchte der weiblichen Palme wiegen.

Vor der Küste Praslins macht Dan einen Abstecher zur Insel Curieuse, auf der rund 300 Riesenschi­ldkröten leben, deren Art bereits zu Saurierzei­ten unsere Erde bevölkerte. Stundenlan­g könnte man den tapsigen urzeitlich­en Gesellen zusehen, wie sie bedächtig durch den für sie reserviert­en Teil des Curieuse Marine National Park ziehen und dabei genüss- lich die von Tagesgäste­n mitgebrach­ten Bananen verzehren.

Auf der Weiterfahr­t zur Insel La Digue begleiten fliegende Fische den Katamaran. Dan legt vor der Miniinsel St. Pierre einen Zwischenst­opp zum Schnorchel­n ein. Leider hat eine überdurchs­chnittlich­e Erwärmung des Oberfläche­nwassers auch hier im vergangene­n Jahr die bunte Korallenwe­lt zerstört, die sich nun aber zaghaft zu erholen scheint. Umso mehr überrascht die Vielfalt der Fischpopul­ationen. Falter- und Lippenfisc­he, Napoleon-, Fledermaus­und Doktorfisc­he, ja sogar Rochen schwirren um die wenigen Schnorchle­r herum.

Auf La Digue lassen sich per Drahtesel die schönsten Strände erreichen. Von Palmen, dichter Vegetation und majestätis­chen Felsen umsäumt, bietet Grand Anse, eine traumhafte Kulisse. Der Strand von Anse Source d’Argent gehört heute zu den weltweit meistfotog­rafierten Stränden. Doch wer hier wie im Paradies nur auf Adam und Eva zu treffen hofft, muss sehr früh unterwegs sein. Oder gegen sechs Uhr abends, wenn die Sonne untergeht und die Bucht in goldenes Licht taucht.

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Foto: Michael Juhran Imposante Granitfels­en geben diesem Strand sein Gepräge.

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