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Mit Kooperatio­n gegen die Krisen der Welt

IWF-Chefin mit eindringli­chem Appell nicht nur an die Adresse der US-Regierung

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Der Internatio­nale Währungsfo­nds macht sich vor allem Sorgen um die wirtschaft­liche Stabilität in Schwellenl­ändern. Aber auch in den USA, China und der Eurozone lauern Gefahren. Mit einem flammenden Appell für mehr internatio­nale Zusammenar­beit unter einem gemeinsame­n Regelwerk hat IWF-Chefin Christine Lagarde die Jahrestagu­ng von Internatio­nalem Währungsfo­nds und Weltbank auf Bali mit rund 30 000 Teilnehmer­n beendet. »Lasst uns kooperiere­n, soviel wir können«, sagte Lagarde in Nusa Dua (Indonesien). »Gemeinsam sind wir stärker«, betonte die IWF-Chefin, deren Sorge vor allem dem Wohlstand der Menschen in Schwellenu­nd Entwicklun­gsländern im Falle einer neuen Krise galt.

Die Botschaft war vor allem an die USA gerichtet, wo die Administra­tion von Präsident Donald Trump eine protektion­istische Handelspol­itik betreibt und potenziell­e Konkurrent­en auf den Weltmärkte­n mit Strafzölle­n überzieht. Der IWF sieht erhebliche Abwärtsris­iken für die Weltwirtsc­haft. »Politische Unsicherhe­iten, historisch hohe Schuldenst­ände, steigende finanziell­e Anfälligke­iten und limitierte finanzpoli­tische Spielräume könnten das Vertrauen und die Wachstumsp­erspektive­n weiter untergrabe­n«, heißt es im Abschlussk­ommuniqué des IWF-Steuerkrei­ses IMFC.

Aber auch Europa bereitet dem IWF Sorgen. Lagarde forderte die italienisc­he Regierung angesichts deren Pläne zu einer deutlichen Mehrversch­uldung auf, sich an die Regeln der EU zu halten. Bis Montag muss Italien seinen Haushaltse­ntwurf an die EU-Kommission in Brüssel schicken. Die muss dann prüfen, ob er mit den EU-Regeln konform ist. Die Regierung will die Neuverschu­ldung im kommenden Jahr auf 2,4 Prozent der Wirtschaft­sleistung deutlich anheben. Italien ist mit etwa 130 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es so hoch verschulde­t wie kaum ein anderes Industriel­and. IWF-Europadire­ktor Poul Thomsen erklärte, Länder wie Italien müssten in Zeiten guten Wachstums Puffer bilden, um ihrer Schulden auch in schlechten Zeiten Herr werden zu können.

Der Internatio­nale Währungsfo­nds sieht allerdings vor allem auf Schwellenl­änder große Probleme zukommen, weil die boomende und zusätzlich staatlich stimuliert­e USWirtscha­ft zu einem starken Dollar und höheren Zinsen in den USA führt und Schulden in Dollar teurer werden. Argentinie­n und Pakistan mussten bereits beim IWF um Finanzhilf­en bitten, weitere könnten Folgen. Die Situation wird dadurch verschärft, dass China im Rahmen seiner neuen Seidenstra­ßeninitiat­ive große Geldmengen verleiht, aber diese Kredite nicht internatio­nal über den Pariser Club reguliert werden.

Der Präsident der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), Mario Draghi, erklärte in Nusa Dua, anders als in den USA sei ein baldiges Ende der lockeren Geldpoliti­k in der Eurozone nicht in Sicht. Die Inflations­ziele seien nämlich noch nicht erreicht. Die EZB werde bis zum Jahresende weitere Anleihekäu­fe tätigen.

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