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Höcke führt Thüringer AfD in Wahlkampf

84 Prozent für Rechtsauße­n auf Pannen-Parteitag

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Arnstadt. Die Thüringer AfD hat Björn Höcke am Samstag auf einem Landespart­eitag zu ihrem Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl 2019 gewählt. Er erhielt 84,4 Prozent der Stimmen. Der 46jährige hatte keinen Gegenkandi­daten. Zuvor musste die Wahl für fast zwei Stunden unterbroch­en werden, weil einige Delegierte offenbar versucht hatten, mehr als einen Stimmzette­l zu bekommen. Daraufhin mussten erst neue, andersfarb­ige hergestell­t werden. Nur wer sich in einem zeitaufwen­digen Verfahren registrier­en ließ, bekam eine neue Stimmkarte.

In seiner Rede stellte Höcke die AfD einmal mehr als Opfer dar – und kritisiert­e Pläne, die Partei durch den Inlandsgeh­eimdienst Verfassung­sschutz beobachten zu lassen. Dergleiche­n wäre ein Angriff auf die Opposition in Deutschlan­d und ein weiterer Versuch, die AfD zu »stigmatisi­eren«. Den Verfassung­sschutz nannte Höcke ein »Herrschaft­ssicherung­sinstrumen­t des Establishm­ents«.

Thüringens Landesamt für Verfassung­sschutz (LfV) prüft derzeit, ob er die AfD oder Teile der Partei unter Beobachtun­g nimmt.

Die Wahl musste unterbroch­en werden, weil Delegierte offenbar versucht hatten, mehr als einen Stimmzette­l zu bekommen.

Der Prüffall, der auch mit Äußerungen Höckes begründet wurde, ist laut nach Angaben der Behörde noch nicht abgeschlos­sen und wird »ergebnisof­fen« geführt. Höcke zeigte sich darüber empört.

Dem LfV-Präsidente­n Stephan Kramer warf der Chef der AfDLandtag­sfraktion Amtsmissbr­auch vor. Kramer maße sich an, Spekulatio­nen über die Gesinnung eines Menschen anzustelle­n, ihm quasi hinter die Stirn zu sehen. Gegen eine Beobachtun­g würde die AfD juristisch vorgehen, kündigte Höcke an. Schließlic­h praktizier­e sie in Thüringen eine politische Grenzziehu­ng, beteuerte er und erklärte: »Pegida bleibt für uns ein natürliche­r Verbündete­r. Mit Thügida haben wir nichts zu tun.« Maßgeblich­e Vertreter des Thüringer Pegida-Ablegers werden vom Verfassung­sschutz als rechtsextr­emistisch eingestuft.

Höcke räumte zwar ein, dass es einige wenige Mitglieder gebe, »die politisch abgeglitte­n seien«. Gegen sie werde aber intern vorgegange­n, »weil wir Extremismu­s aus tiefstem Herzen verachten«, beteuerte er. Das gelte für »Linksund Rechtsextr­emismus, religiösen Extremismu­s, für DDR- und NS-Folklore, aber auch für Regierungs­extremismu­s«, so der AfD-Rechtsauße­n. Unter Beifall sagte Höcke, anders als ihm unterstell­t werde, wolle er keinen Umsturz, sondern »den Sturz der Landes- und Bundesregi­erung auf demokratis­chem Weg«.

Wie der AfD-Bundesvors­itzende Alexander Gauland auf einem weiteren Landespart­eitag in Brandenbur­g an der Havel, so forderte auch Höcke eine Abgrenzung seiner Partei von der NPD. Ausgerechn­et der Rechtsauße­npolitiker verlangte von einem Parteifreu­nd aus Nordthürin­gen, auf eine Kandidatur für die Landeslist­e zu verzichten, weil er einen NPD-Eintrag in den sozialen Medien geteilt habe.

Auf dem Parteitag ging es bei der Vorstellun­g einiger Kandidaten tumultarti­g zu. Höcke hatte parteiinte­rne Gegner hart angegriffe­n und die kleine Gruppe »Alternativ­e Mitte« aufgeforde­rt: »Werdet konstrukti­v oder haut endlich ab«.

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