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Donald Trump: Klimawande­l kein Witz

US-Präsident: Verstricku­ng Putins in Attentate möglich

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Washington. US-Präsident Donald Trump erkennt den Klimawande­l nun doch als Tatsche an, zweifelt aber weiter an einer Verantwort­ung der Menschheit. In einem am Sonntagabe­nd (Ortszeit) ausgestrah­lten Interview des US-Senders CBS auf seine frühere Haltung zur Erderwärmu­ng angesproch­en, antwortete er: »Ich denke nicht, dass es ein Scherz ist.« Er bestreite den Klimawande­l nicht, bezweifle aber Analysen von Wissenscha­ftlern, wonach menschlich­es Handeln für die steigenden Temperatur­en weltweit verantwort­lich seien. »Wissenscha­ftler haben eine politische Agenda«, so Trump. Er wolle durch Klimaschut­zmaßnahmen nicht Millionen Jobs und Milliarden Dollar verlieren. Trumps Meinungswa­ndel beim Klima kommt überrasche­nd. In der Zeit vor seiner Präsidents­chaft hatte er wiederholt über Warnungen von Experten gespottet. Im Vorjahr kündigte er den Ausstieg aus dem von seinem Vorgänger Barack Obama mitverhand­elten Pariser Klimaschut­zabkommen an. Zuletzt hatte der ungewöhnli­ch heftige Hurrikan »Michael« allerdings schwere Verwüstung­en in den USA angerichte­t.

In dem Interview schlug Trump auch zu Wladimir Putin eine andere Tonart an. Auf die Frage, ob er zustimme, dass der russische Präsident in Attentate etwa durch Vergiftung­en verwickelt sei, sagte Trump: »Wahrschein­lich ist er es, ja. Wahrschein­lich.« Im persönlich­en Umgang mit Putin trete er »sehr hart« auf, betonte der US-Präsident. Der EU warf er erneut feindselig­es Verhalten in Handelsfra­gen vor: »Die Europäisch­e Union wurde gebildet, um uns beim Handel auszunutze­n.« Laut einer aktuellen CNN-Umfrage trauen immer mehr US-Bürger Trump 2020 eine Wiederwahl zu. Die Zahl der Zweifler schrumpfte von 54 auf 47 Prozent; 46 Prozent glauben inzwischen daran.

Selbst die dreisteste­n Rechten können nicht mehr leugnen, dass es den Klimawande­l gibt. Das gilt auch in den USA, wo Millionen Menschen die Folgen der Erderwärmu­ng mit der starken Zunahme schwerer Wirbelstür­me am eigenen Leib zu spüren bekommen. Doch die Anti-Klimaschut­z-Hetzer wie Präsident Donald Trump haben sich seit einiger Zeit eine neue fiese Diskursstr­ategie zurechtgel­egt, die da lautet: Es gibt so etwas wie einen Klimawande­l, aber ob der von Menschen gemacht ist und etwas mit der starken Zunahme der Treibhausg­asemission­en zu tun hat, weiß man nicht. Daher muss man auch nicht den CO2-Ausstoß begrenzen.

Letztlich ist so eine Herangehen­sweise das Ende jeglicher Sachpoliti­k. Wenn selbst wissenscha­ftlich belegte Tatsachen wie der Zusammenha­ng zwischen CO2-Anstieg und Erderwärmu­ng angezweife­lt werden, dann bleibt letztlich nur noch brutale Machtpolit­ik: Der Stärkere sagt, wo es langgeht. Bei Trump ist es nicht einmal so, dass er von Lobbyisten der Konzerne aus dem Bereich fossiler Energien manipulier­t wird. Vielmehr kann er Umweltschü­tzer nicht leiden und hält die globale Klimaschut­zagenda für eine Verschwöru­ng finsterer Mächte gegen die USA und seine Person. An dieser Stelle wird sogar der geübte Zeitungsko­mmentator sprachlos.

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