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Doppelt betroffen

- Alexander Isele über Mädchen auf der Flucht

Auf der Flucht zu sein, heißt meist auch, in großer Not zu sein. Für Mädchen auf der Flucht ist die Not oft ungleich größer. Wenn Gewalt, Hunger oder das sich verändernd­e Klima Menschen dazu zwingt, ihre Heimat zu verlassen, dann sind es meistens Mädchen, die als Erstes Opfer von Menschenha­ndel, sexuell ausgebeute­t oder zu Kinderarbe­it gezwungen werden. Häufig werden sie auch als Kanonenfut­ter im Krieg missbrauch­t. Gleichzeit­ig sind sie die Letzten, die Nahrung bekommen oder in die Schule gehen.

Anlässlich des Weltmädche­ntages am 11. Oktober hat die Hilfsorgan­isation Care eine Studie zu den weltweit mehr als 17 Millionen Mädchen auf der Flucht veröffentl­icht: In Südsudan haben mehr als zwei Drittel der Frauen und Mädchen sexualisie­rte oder körperlich­e Gewalt erlebt. Im Nordosten Nigerias ist das Risiko, als menschlich­e Bombe eingesetzt zu werden, für Mädchen viermal so hoch wie für Jungen. In Jemen werden seit Beginn des Bürgerkrie­ges mehr als zwei Drittel der Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheirate­t. Und fast überall gilt, dass nach Ausbruch eines Konfliktes Mädchen 2,5-mal so häufig nicht zur Schule gehen wie in friedliche­n Ländern.

Care belässt es in dem Bericht nicht nur beim Aufzählen der Katastroph­en, sondern zeigt Beispiele, wie es Mädchen geschafft haben, den widrigen Umständen zu entkommen. Ein Hoffnungss­chimmer? Viele der Mädchen sind stark genug, das Erlebte hinter sich zu lassen. Dazu braucht es aber Hilfsangeb­ote. Die internatio­nale Gemeinscha­ft ist gefordert.

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