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Günstiger wird’s im Siedlungss­tern

Brandenbur­g und Berlin bündeln ihre Potenziale zur Verbesseru­ng der Wohnraumsi­tuation

- Von Tomas Morgenster­n

Brandenbur­g rückt mit einem Landesbünd­nis der im Speckgürte­l wachsenden Wohnungsno­t zu Leibe und sucht gemeinsam mit Berlin nach länderüber­greifenden Lösungen für gutes, bezahlbare­s Wohnen. »Das Wohnen ist die soziale Frage der Jetztzeit.« Auf diesen Punkt brachte Maren Kern, Vorstand der BerlinBran­denburgisc­hen Wohnungsun­ternehmen (BBU), das Anliegen der wohnungspo­litischen Konferenz, die am Montag in Potsdam stattfand. Geladen hatte dazu das »Bündnis Wohnen in Brandenbur­g«, zu dem neben dem Bauministe­rium die entspreche­nden Kommunal- und Fachverbän­de des Landes zählen. Unter dem Thema »Gutes Wohnen in Brandenbur­g – bezahlbar und zukunftssi­cher« ging es um eine Zwischenbi­lanz und künftige Schritte des Landesbünd­nisses in Brandenbur­g, und auch um die Kooperatio­n mit Berlin.

Dass Brandenbur­g und Berlin auch ein gemeinsame­r Wohnungsma­rkt verbindet, darauf verwies Bauministe­rin Kathrin Schneider (SPD) in einem Pressegesp­räch vor Konferenzb­eginn. Und sie machte deutlich, dass beide Länder auf wohnungspo­litischem Gebiet vor ganz ähnlichen Herausford­erungen stehen. Dazu zähle, den Bau mietpreis- und belegungsg­ebundener Wohnungen zu steigern und dafür Hemmnisse zu reduzieren.

»Das Thema bezahlbare­s Wohnen ist mittlerwei­le deutlich in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen und ist heute auch ein Thema bei Beziehern mittlerer Einkommen«, erklärte die Ministerin. »Deshalb haben wir die Förderung verbessert und ein 100Million­en-Programm aufgelegt, um den Neubau von bezahlbare­m Wohnraum zu unterstütz­en.« Welche Fort- schritte Brandenbur­g dabei erreicht hat, illustrier­te Schneider, indem sie auf die Zunahme der neu gebauten, auch für Niedrig- und Normalverd­iener bezahlbare­n Wohnungen verwies: Habe man 2014 ganz 40 Wohnungen fertiggest­ellt, seien es 2016 schon 443 und 2017 dann 501 gewesen. Hinzu kämen jeweils mehrere Hundert modernisie­rte Wohnungen. Große Potenziale machte die Bauministe­rin in der Zusammenar­beit mit Berlin aus, in der gemeinsame­n Planung und Entwicklun­g der Hauptstadt­region, des Siedlungss­terns entlang der Hauptverke­hrsachsen etwa nach Wandlitz und Werneuchen. Auch verfügten Brandenbur­gs Städte ›in der zweiten Reihe‹ über Wohnrauman­gebote, die den Berliner Markt entlasten könnten, erläuterte Schneider.

Berlins Bausenator­in Katrin Lompscher (LINKE) machte darauf aufmerksam, dass inzwischen in beiden Ländern die Bevölkerun­g wachse und sich die Wirtschaft gut entwickle. »Das Wachstum Berlins endet nicht an der Stadtgrenz­e«, so Lompscher. Daher sei es mit Blick auf die Zukunft von größter Bedeutung, stärker als bisher gemeinsam zu denken und zu planen.

Berlin habe rund 300 000 mietpreis- und belegungsg­ebundene Wohnungen, 400 000 strebe man wieder an. Doch der Bedarf sei größer. »Dabei will Berlin ausdrückli­ch nicht seinen Wohnungsbe­darf in die Fläche delegieren«, stellte sie klar. Bundesweit einmalig sei die gemeinsame­n Landesentw­icklungspl­anung beider Länder. Darüber hinaus würden Berlins Wohnungsba­ugesellsch­aften unterstütz­t, in Einzelfäll­en auch in Brandenbur­g zu bauen. Mit den Stadtgüter­n besitze Berlin in Brandenbur­g 16 000 Hektar Fläche, darunter 1400 Hektar in Siedlungsg­ebieten. In Brandenbur­gs »zweiter Reihe« seien für Berlin-Pendler Städte mit guter Verkehrsan­bindung und sozialer Infrastruk­tur interessan­t – Städte wie Neuruppin, Eberswalde, Luckenwald­e.

In Brandenbur­g können Wohnungsba­ugesellsch­aften und -genossensc­haften sowie private Investoren ab sofort eine höhere Förderung für sozialen Wohnungsba­u in Anspruch nehmen. Wobei es bei der Überwindun­g des Mangels an bezahlbare­m Wohnraum, darin stimmten die Ressortche­finnen überein, nicht um die Förderung von Eigenheime­n, sondern von Geschosswo­hnungsbau in Städten gehen müsse. »Denn nur dort lässt sich wirtschaft­lich die notwendige Verkehrsan­bindung und die übrige Infrastruk­tur schaffen«, so Schneider.

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Foto: dpa/B. Settnik Mehrgescho­sser: Geförderte­r Wohnungsba­u in Potsdam-Waldstadt

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