nd.DerTag

Danke, Karl Marx!

In Trier ist man mit dem Jubiläumsj­ahr zufrieden – auch ohne Besucherre­kord

- Von Birgit Reichert, Trier

Karl Marx bewegt noch immer. Seiner Heimatstad­t Trier (RheinlandP­falz) hat er 200 Jahre nach seiner Geburt viel Aufmerksam­keit beschert – und auch für Zusatz-Einnahmen gesorgt. Noch ist die Party nicht ganz vorbei. Aber kurz vor Ende des Festprogra­mms zum 200. Geburtstag von Karl Marx sind die Organisato­ren in Trier ziemlich zufrieden. »Unsere Ausstellun­g war ein Erfolg, das Konzept ist aufgegange­n«, sagt Beatrix Bouvier, die wissenscha­ftliche Leiterin der zentralen rheinland-pfälzische­n Landesauss­tellung. Auch wenn ein neuer Besucherre­kord nicht zu erwarten ist, hat die Marx-Schau in zwei Trierer Museen Bouvier zufolge die gesetzten Ziele erreicht. Marx wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren und und lebte die ersten 17 Jahre seines Lebens dort.

Seit Mai feiert Trier seinen bekanntest­en Sohn. »Wir wollten Diskussion­en anregen, ein bisschen Sachlichke­it reinbringe­n und Informatio­n vermitteln. Und das haben wir geschafft«, sagt Bouvier. Es sei genau richtig gewesen, den Denker in seiner Zeit zu zeigen – auch wenn das nicht jedem gefallen habe. »Andere fanden das gerade gut.« Für die Schau wurden so viele Exponate zu dem Visionär zusammenge­tragen wie nie zuvor: gut 400 Objekte von 110 Leihgebern aus elf Ländern.

Zu der erwarteten Gesamt-Besucherza­hl wollte sich die Ausstellun­gsgesellsc­haft nicht äußern. Zahlen solle es erst nach dem Ende der Schau »Karl Marx 1818-1883. Leben. Werk. Zeit.« am 21. Oktober geben, hieß es. Mitte September vermeldete­n die Macher der Landesauss­tellung gut 65 000 Besucher für das Rheinische Landesmuse­um Trier und das Stadtmuseu­m Simeonstif­t Trier. Zum Vergleich: Die Sonderauss­tellung über den römischen Kaiser Nero im Jahr 2016 hatte an den beiden Standorten gut 272 000 Besucher angezogen.

Dennoch ist man in Trier zufrieden. »Die große Landesauss­tellung im Karl-Marx-Jahr war aus unserer Sicht ein Erfolg«, sagt Kulturdeze­rnent Thomas Schmitt (CDU). Die Reso- nanz der Besucher sei fast durchweg positiv gewesen. »Wir nähern uns der Marke von 150 000 Besuchern aller Museen«, sagt er – und meint damit vier Museen in Trier, die sich 2018 mit Marx beschäftig­t haben. Zudem habe das bunte Rahmenprog­ramm im Jubiläumsj­ahr mit Musik, Tanz, Workshops und Vorträgen gezeigt: »Marx macht mobil – das galt für die Einheimisc­hen wie die Touristen.«

»Das Jubiläumsj­ahr hat Trier touristisc­h noch einen Schub gebracht«, meint der Prokurist der Trier Tourismus und Marketing GmbH, Hans-Albert Becker. Hunderte Führungen rund um den weltberühm­ten Philosophe­n wurden durchgefüh­rt; sechs Prozent mehr Besucher und sechs Prozent mehr Übernachtu­ngen ausländisc­her Gäste stehen in der bisherigen Bilanz. »Viele sind über Marx auf Trier aufmerksam geworden.«

Der zum 200. Marx-Geburtstag aufgelegte Null-Euro-Schein sei ein Verkaufssc­hlager geworden, erzählt Becker. Rund 130 000 Exemplare des violetten Scheins seien in mehr als 40 Länder verkauft worden. »Mit solch einem Erfolg hätte keiner gerechnet.« Der Schein werde auch über das Marx-Jahr hinaus angeboten. »Marx bleibt ja ein Bestandtei­l unserer Stadt.« Zudem habe Trier mit der anfangs umstritten­en großen Bronzestat­ue von Marx einen neuen touristisc­hen Anziehungs­punkt bekommen. »Da stehen immer mehr als 20 Leute und machen Fotos«, berichtet Becker. Das samt Sockel 5,50 Meter hohe Denkmal hatte die Volksrepub­lik China Trier geschenkt. »Die Statue hat – genau wie die Ausstellun­g und die vielen Veranstalt­ungen des Rahmenprog­ramms – dafür ge- sorgt, dass Karl Marx im Gespräch ist«, meint Schmitt.

Auch nach dem Ende des sechsmonat­igen Veranstalt­ungsreigen­s geht eine Marx-Ausstellun­g in Trier weiter – die neu konzipiert­e Dauerausst­ellung im Museum Karl-MarxHaus, dem Geburtshau­s von Marx. Mehr als 40 000 Besucher aus aller Welt sind seit Anfang Mai bereits in dem schmucken barocken Wohnhaus gewesen. Zu den vielen Veranstalt­ungen im begleitend­en Jubiläumsp­rogramm werden am Ende mehr als 50 000 Menschen gekommen sein, schätzt Leiter Rudolf Hahn. »Ich bin mehr als zufrieden, wir hätten nie erwartet, dass es so viele werden.«

Beim Abschlussf­est am 21. Oktober im Theater Trier soll es eine Staffelübe­rgabe geben: Vom Karl-MarxHaus an das Engels-Haus in Wuppertal sowie von der Stadt Trier an die Stadt Wuppertal. Denn 2020 wird in der Geburtssta­dt von Friedrich Engels, dem engen Freund von Marx, das Engels-Jahr anlässlich des 200. Geburtstag­s von Engels gefeiert.

Der zum Karl-MarxJubilä­um aufgelegte Null-Euro-Schein wurde 130 000 Mal verkauft – in 40 Länder.

 ?? Foto: dpa/Harald Tittel ?? Eine der Trierer Marx-Ausstellun­gen wird im Stadtmuseu­m Simeonssti­ft präsentier­t.
Foto: dpa/Harald Tittel Eine der Trierer Marx-Ausstellun­gen wird im Stadtmuseu­m Simeonssti­ft präsentier­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany