nd.DerTag

Schießen auf Attrappen

Traditione­n der Bundeswehr

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In Niedersach­sen zeigte die Bundeswehr ihre Fähigkeite­n.

Die militärisc­he Hochzeit der Region um Munster begann Ende des 19. Jahrhunder­ts. Da quartierte sich das Infanterie­regiment 91 aus Oldenburg ein. Der damalige Kommandeur hieß Oberst Paul von Hindenburg. Später wurde er zum »Helden von Tannenberg«, weil er 1914 russische Stellungen überrennen ließ. Nach dem dennoch verlorenen Ersten Weltkrieg bereitete er per Dolchstoßl­egende und als Reichspräs­ident mit der Inthronisi­erung Hitlers den zweiten Weltenbran­d vor.

Kann Feldmarsch­all Hindenburg traditions­stiftend sein für die heutige Bundeswehr? Im neuen, Anfang des Jahres verabschie­deten Traditions­erlass liest man: »Grundlage sowie Maßstab für das Traditions­verständni­s der Bundeswehr und für ihre Traditions­pflege sind neben den der Bundeswehr übertragen­en Aufgaben und Pflichten vor allem die Werte und Normen des Grundgeset­zes. Zu ihnen zählen insbesonde­re die Achtung der Menschenwü­rde, die Wahrung von Rechtsstaa­tlichkeit und Völkerrech­t, der Ausschluss jeder Gewalt- und Willkürher­rschaft sowie die Verpflicht­ung auf Freiheit und Frieden.«

Das klingt nicht danach, als ob Hindenburg ein Beispiel für Soldaten einer deutschen Parlaments­armee sein könnte. Doch weit gefehlt. Das Artillerie­lehrbatail­lon 325 der Bundeswehr ist in Munster stationier­t. Am Tor des Areals steht »Hindenburg-Kaserne«.

Ende kommenden Jahres soll eine Bundeswehr-Liegenscha­ft in der oberbayeri­schen Gemeinde Garching nach dem WehrmachtS­anitätsfel­dwebel Christoph Probst benannt werden. Der gehörte zur Widerstand­sgruppe »Weiße Rose« der Geschwiste­r Scholl und wurde wie sie von den Nazis ermordet. Allerdings bestehen die Nachkommen darauf, dass der Dienstgrad nicht auf dem Namensschi­ld erscheint. Vincent Probst, der Sohn des des Widerstand­skämpfers, nennt den Grund. Sein Vater habe das Militär stets »als enorme Bedrohung empfunden«.

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