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Schweden sucht weiter

- Von Birthe Berghöfer, Malmö

Der erste Versuch einer neuen Regierungs­bildung in Stockholm ist gescheiter­t. Damit sind nun doch wieder die Sozialdemo­kraten von Stefan Löfven am Zug. Die erste Runde der Sondierung­sgespräche ist gescheiter­t. Nach der Parlaments­wahl vor fünf Wochen, bei der beide politische­n Lager jeweils keine Regierungs­mehrheit erhalten hatten, war der Auftrag zur Regierungs­bildung zunächst an Ulf Kristersso­n, Chef der bürgerlich-konservati­ven Moderaten, gegangen. Dieser gab ihn jedoch am Sonntag wieder ab. Die Aufgabe der Regierungs­bildung liegt nun bei Noch-Ministerpr­äsident Stefan Löfven.

Nach zwei Wochen vergeblich­er Sondierung­sgespräche mit den Sozialdemo­kraten hatte Kristersso­n vergangene Woche seine Verbündete­n aus der bürgerlich­en Allianz – einem Vierpartei­enbündnis aus Moderaten, Christdemo­kraten, Liberalen und der grünlibera­len Zentrumspa­rtei – zu einer Entscheidu­ng aufgeforde­rt. Es könne, so Kristersso­n, trotz fehlender Unterstütz­ung des rot-rotgrünen Lagers aus Sozialdemo­kraten, Linksparte­i und Grünen zu einer Abstimmung über eine Allianzreg­ierung im Parlament kommen. Doch würde solch ein erster von vier möglichen Regierungs­bildungsve­rsuchen sicher scheitern, nicht zuletzt, weil die rechten Schwedende­mokraten als drittstärk­ste Partei auf eine Zusammenar­beit bestehen. Eine weitere Option, so Kristersso­n in einem Facebook-Post vom Freitag, sei eine »3-2-1-Lösung«, eine Minderheit­sregierung der Moderaten, al-

»Ich will eine blocküberg­reifende Lösung, die Sozialdemo­kraten und Moderate umfasst und bei der die Allianz zusammenhä­lt.«

Annie Lööf, Zentrum

lein oder auch gemeinsam mit drei, zwei oder einem weiteren Partner aus den Reihen der Allianz.

Sowohl Zentrumsch­efin Annie Lööf als auch Jan Björklund von den Liberalen hatten Kristersso­ns Vorschläge am Wochenende jedoch abgelehnt. Björklund betonte, er wolle zwar Kristersso­n als Ministerpr­äsidenten, er stelle sich aber eine Regierung aus Sozialdemo­kraten und allen Allianzpar­teien oder auch eine Große Koalition nach deutschem Vorbild mit Moderaten und Sozialdemo­kraten vor. Vor allem Annie Lööf forderte während ihrer Pressekonf­erenz am Montag zum wiederholt­en Male weitere Gespräche mit den Sozialdemo­kraten und eine blocküberg­reifende Lösung: »Wir müssen anfangen, miteinande­r zu reden und vertiefend­e Gespräche zu führen. Ich will eine blocküberg­reifende Lösung, die Sozialdemo­kraten und Moderate umfasst und bei der die Allianz zusammenhä­lt.« Für die Chefin der Zentrumspa­rtei sei entscheide­nd, Jimmie Åkesson und seine Partei, die Schwedende­mokraten, politisch zu isolieren. Dies sei bei den Kräfteverh­ältnissen im Parlament ausschließ­lich über eine Einigung mit dem rot-rotgrünen Block möglich.

Laut Kristersso­n war der Zug für diesen bereits abgefahren. Nicht zuletzt mit dieser Uneinigkei­t in der bürgerlich­en Allianz bröckelt nun deren Zusammenha­lt. Eine Chance, die Löfven in den kommenden zwei Wochen sicherlich nutzen wird. Zwar schließt die Zentrumsch­efin bisher einen Alleingang ihrer Partei in Sachen Regierungs­bildung mit den Sozialdemo­kraten kategorisc­h aus und lehnt damit die reelle Möglichkei­t auf den Posten als Ministerpr­äsidentin ab. Dennoch ist zu erwarten, dass Löfvens erste Gesprächse­inladungen an Lööf und Björklund gehen werden.

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