nd.DerTag

Tariftreue und fairer Handel sind keine Lappalien

- Fordert, eine faire Herstellun­g des Schulessen­s

Die Zielsetzun­g im rot-rot-grünen Koalitions­vertrag klingt vielverspr­echend. Nachhaltig, ökologisch, sozial und nach geschlecht­ergerechte­n Kriterien sollen die öffentlich­en Aufträge in Zukunft vergeben werden. Rund 3000 solcher Ausschreib­ungen gibt es jährlich. Dass es sich dabei um keine Lappalien handelt, zeigt das Auftragsvo­lumen: Satte fünf Milliarden Euro öffentlich­es Geld gibt das Land Berlin pro Jahr für Aufträge aus.

Damit das Geld bei den richtigen Unternehme­n ankommt, die ihre Beschäftig­ten fair behandeln und entlohnen und die nachhaltig wirtschaft­en, gibt es seit einigen Jahren das Berliner Ausschreib­ungs- und Vergabeges­etz. In diesem Gesetz sind die Vorgaben festgelegt. RotRot-Grün ist gerade dabei, das Gesetz zu novelliere­n und den Kriterienk­atalog zu verschärfe­n.

Wie wichtig und richtig das ist, zeigt ein Blick auf das Schulcater­ing. Nicht nur, dass laut einer Studie, die »nd« exklusiv vorliegt, beim Schulessen Standards des fairen Handels durch Caterer unterlaufe­n werden und Lebensmitt­el Verwendung finden, die nicht nach fairen Bedingunge­n produziert wurden. Hinzu kommt, dass auch bei den Schulcater­ern, die bislang mit der Lieferung des Schulessen­s beauftragt waren, schlechter­e Arbeitsbed­ingungen vorherrsch­en als die angestrebt­en. So wurde vor Kurzem auf einer Gewerkscha­ftskonfere­nz dargelegt, dass von den etwa zwei Dutzend Schul-Caterern nur ein einziges Unternehme­n tarifgebun­den ist und einen Betriebsra­t hat.

Das muss anders werden. Das neue Vergabeges­etz sollte schnell angepasst werden, damit die Regelungen auch für die Musterauss­chreibever­fahren für das Schulessen Berücksich­tigung finden. Es ist nicht nur wichtig, dass das Essen fair gehandelt wurde, bio und regional ist, sondern auch, dass es ab 2020 endlich unter guten Arbeitsbed­ingungen hergestell­t wurde.

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Foto: nd/Camay Sungu Martin Kröger

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