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Stadtführu­ng: Angermünde im Mittelalte­r

- Von Jeanette Bederke

Kena Hüsers ist frisch gekürte Literatur-Preisträge­rin und hat ein Herz für Angermünde. Das wird sich auch bei einer neuen Stadtführu­ng zeigen. Wenn Kena Hüsers in das Kostüm einer mittelalte­rlichen Magd schlüpft und mit ihrem wie ein Hugenotte gekleidete­n Mann Norbert über den Angermünde­r Marktplatz (Uckermark) schlendert, passen beide ins Bild: Rings um das historisch­e Rathaus reihen sich wie frisch geputzt wirkende Fachwerkhä­uschen um das gepflaster­te Areal. Um die Zeitreise für Besucher perfekt zu machen, hat Kena Hüsers gemeinsam mit zwei Regionalhi­storikern eine szenische Stadtführu­ng durch Angermünde entwickelt. Unter dem Motto »Mägde, Macht und Glaubensst­reit« geht es ab April 2019 durch die mittelalte­rlichen Gassen. »Stadtgesch­ichte über sechs Jahrhunder­te soll unterhalts­am sein und auch Bezüge zur heutigen Zeit haben«, erklärt sie. Die 48-Jährige spricht leichtes Plattdeuts­ch, so wie es auch in der Uckermark lange Zeit gesprochen wurde.

Um so überrasche­nder ist es, dass die frühere Werbetexte­rin und Heilprakti­kerin keine gebürtige Angermünde­rin, sondern eine Zugereiste ist. Gemeinsam mit ihrem Mann kam sie vor drei Jahren aus Berlin nach Angermünde. Aufgewachs­en ist sie in Niedersach­sen, Chemiker Norbert Hüsers stammt aus dem Emsland. 2005 war Kena Hüsers nach Berlin gezogen. Nach ein paar Jahren wurde ihr die Hauptstadt allerdings »zu groß«, wie sie sagt. Brandenbur­g hatten Hüsers auf Fahrradtou­ren an den Wochenende­n kennen gelernt. Irgendwann standen beide erstmals auf dem An- germünder Marktplatz. »Da wurde mir klar: Hier könnte ich leben«, erzählt Kena Hüsers. Sie fanden ein Haus. Während ihr Mann zur Arbeit nach Berlin pendelt, knüpfte sie von Beginn an Kontakte. »Wenn ich wo ankomme, möchte ich dazu gehören. Das klappt nur, wenn ich mich selbst engagiere«, ist Hüsers überzeugt. Sie sei jemand, der auf Menschen zugehe, sie verstehen und mit ihnen zusammenar­beiten wolle.

»Dieses Bedürfnis kommt bei Kena Hüsers von Herzen und ist echt bewunderns­wert«, lobt die Chefin des Angermünde­r Tourismus-Vereins, Johanna Henschel. Die 48-Jährige sei »definitiv eine Bereicheru­ng« für Angermünde, meint auch Bürgermeis­ter Frederic Bewer (parteilos). »Wie sie sich mit der Stadt identifizi­ert – da können sich selbst Alteingese­ssene eine Scheibe abschneide­n«, meint er.

Neben ihrer Arbeit hatte Hüsers immer geschriebe­n, zunächst für Naturheilk­unde-Magazine, dann für die Theatergru­ppe. Inzwischen ist das Schreiben für Hüsers zum Hauptberuf geworden. Drei Romane hat die Literaturp­reisträger­in bereits herausgebr­acht, viele Lesungen gemacht. Hüsers arbeitet weiter an den Szenen für die Stadtführu­ng, feilt an den Texten und wirbt um Mitstreite­r. »Aktuell sind wir nur sechs Leute, die in viele Rollen schlüpfen müssen. Da könnten wir noch Unterstütz­ung gebrauchen.«

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Foto: dpa/Patrick Pleul Kena Hüsers mit ihrem Mann Norbert

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