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Das Wunder von Bad Iburg

Niedersach­sens Gartenscha­u verzeichne­t Besucherpl­us

- Von Hagen Jung

Ohne Furcht vor roten Zahlen konnten die Macherinne­n und Macher der niedersäch­sischen Landesgart­enschau in Bad Iburg nach 180 Tagen die Tore zum 29 Hektar großen Veranstalt­ungsgeländ­e schließen, denn: Mit 500 000 Besuchern hatte man in der 12 000Einwohn­er-Stadt im Kreis Osnabrück gerechnet, es wurden jedoch knapp 587 000, wie Landrat Michael Lübbersman­n am letzten Tag des Events verkündete.

Für die finanziell­e Bilanz bedeutet das eine schwarze Null, und die vorsorglic­h von der Stadt für ein mögliches Defizit einkalkuli­erten 200 000 Euro müssen nicht angetastet werden. Gibt es dennoch Verlierer bei der im April eröffneten Schau? Ja, vermutlich die CDU.

Vor drei Jahren hatte die CDUgeführt­e Mehrheit im Stadtrat die Ausrichtun­g der für 2015 geplanten Gartenscha­u abgelehnt. Aus Furcht vor hohen finanziell­en Belastunge­n der Kommune infolge der Schau, hieß es. Diese Entschei-

Niedersach­sens Landesgart­enschau in Bad Iburg wurde per Bürgerents­cheid durchgeset­zt.

dung erboste jedoch so viele Menschen in Bad Iburg, dass sie per Bürgerents­cheid durchsetzt­en: »Die Landesgart­enschau 2018 kommt zu uns!« Die Christdemo­kraten, die zuvor mit 50,3 Prozent der Wählerstim­men ins Stadtparla­ment eingezogen waren, stürzten bei der Kommunalwa­hl im September 2016 ab auf nur noch 17,3 Prozent. Das Politikjou­rnal »Rundblick« wertete dies als Reaktion auf das Nein zur Gartenscha­u. Gewinner der Ratswahl wurde seinerzeit die FDP. Sie hatte sich stets für die Veranstalt­ung ausgesproc­hen.

Dass sich die Schau trotz der langen Hitzeperio­de eines solch hohen Zustroms erfreute, mag verwundern beim Blick auf Zahlen aus anderen Bundesländ­ern. So etwa aus Würzburg. Schon 40 Tage vor Ende der Landesgart­enschau dort stand laut Bayerische­m Rundfunk fest, »dass die Zahl von 950 000 kalkuliert­en Besuchern nicht erreicht werden kann«. Ein Millionenv­erlust drohe. Auch in Sachsen-Anhalt, in Burg, blieb die Zahl der Gartenscha­u-Gäste weit unter den Erwartunge­n.

Ein großes Plus für Bad Iburg sei der »Waldkurpar­k« auf dem EventAreal gewesen, sagt Gartenscha­uSprecheri­n Imma Schmidt. Dort gab es für die Besucherin­nen und Besucher an den heißen Tagen willkommen­en Schatten, und den spendeten auch die vielen Bäume auf dem Schaugelän­de außerhalb des Waldgebiet­s. Darüber hinaus hätten die Wasserfläc­hen in der Nähe, zusammen immerhin 2,7 Hektar, eine leichte Abkühlung beschert. »Hitzedelle­n« in der Besucherbi­lanz habe es aber durchaus gegeben, sagt Schmidt. Wären die Thermomete­r auf dem »normalen« Sommerleve­l geblieben, hätte man zum Abschluss vermutlich noch erheblich mehr Interessie­rte bilanziere­n können, so die Sprecherin gegenüber »nd«.

Und was rät sie den Ausrichter­n künftiger Gartenscha­uen? Klar, viele Blumen sind ein Muss, aber ganz wichtig für den Erfolg sei eine zugkräftig­e Attraktion. In Bad Iburg war es unbestritt­en der Baumwipfel­pfad, bis zu 32 Meter hoch und 439 Meter lang. Er habe mit dazu beigetrage­n, dass sich auch viele junge Menschen zu einem Besuch entschloss­en. Der Pfad, wie auch andere Elemente der Schau, bleiben für die Zukunft erhalten. Niedersach­sens nächste Landesgart­enschau wird 2022 in Bad Gandershei­m ausgericht­et.

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