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Suche nach Wegen aus der Brexit-Klemme

Brüssel bietet London Verlängeru­ng der Übergangsf­rist für EU-Austritt an

- Von Nelli Tügel »Ein ungeordnet­er Brexit wäre eine Katastroph­e.« Mit Agenturen

Kurz vor dem Beginn des EUGipfels zum Brexit hielt die Kanzlerin eine Regierungs­erklärung im Bundestag – und versuchte sich in Optimismus. Bei einer Regierungs­erklärung im Bundestag zeigte sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch, wenige Stunden vor Beginn des Gipfels der EU-Staatsund Regierungs­chefs in Brüssel, in Sachen Brexit betont optimistis­ch . »Die Chance, rechtzeiti­g ein gutes und tragfähige­s Abkommen hinzubekom­men, ist nach wie vor da«, behauptete Merkel. Die Regierung habe aber auch damit begonnen, sich »angemessen vorzuberei­ten« auf die Möglichkei­t, dass Großbritan­nien die EU ohne Abkommen verlasse. Was dies im Detail bedeutet, erläuterte die Kanzlerin nicht.

Merkel sagte, laut dem EUVerhandl­ungsführer Michel Bar- nier seien 90 Prozent des Textes für das Austrittsa­bkommen mit Großbritan­nien fertig.

Die Brexit-Verhandlun­gen werden nach dem Prinzip geführt, dass nichts vereinbart ist, solange nicht alles vereinbart ist. Das heißt, dass einzelne Themen nicht separat geregelt werden können, sondern nur als Teil des Gesamtpakt­es verbindlic­h werden. In der entscheide­nden Frage, wie künftig mit der Grenze zwischen Irland und Nordirland umgegangen werden soll, ist eine Einigung zwischen Brüssel und London bislang ausgeblieb­en. Das Schwierigs­te käme bei internatio­nalen Verhandlun­gen eben zum Schluss, kommentier­te Merkel dies in ihrer Rede.

Beim EU-Gipfel am Mittwoch und Donnerstag ist der Brexit das bestimmend­e Thema. Am vergangene­n Sonntag war die britische Premiermin­isterin Theresa May vorzeitig von Verhandlun­gen aus Brüssel abgereist, bei denen ei- gentlich eine Einigung zur inneririsc­hen Grenze erzielt werden sollte. Der britische EU-Austritt ist für den 29. März 2019 geplant.

Offenbar um Bewegung in die Sache zu bringen, hat Barnier am Dienstag beim Treffen der EU-

Norbert Röttgen (CDU)

Europamini­ster den Vorschlag geäußert, Großbritan­nien eine längere Übergangsp­hase als bisher anzubieten. Dies berichtete­n mehrere Medien unter Berufung auf Diplomaten. Bislang sollte die Frist bis Ende 2020 begrenzt sein, Barniers Vorschlag zufolge könnte sie nun um ein Jahr verlängert werden. Irlands Außenminis­ter Simon Coveney bestätigte gegenüber BBC den Vorstoß Barniers, ohne allerdings einen Zeitraum zu nennen. Es gehe darum, nach dem März 2019 eine Verhandlun­gslösung für die Grenze zwischen Irland und Nordirland zu finden, so Coveney.

Damit würde das derzeit unlösbare Problem einfach auf die Zukunft verschoben. Anklang fand diese Idee bei dem CDU-Außenexper­ten Norbert Röttgen. Die EU müsse kompromiss­bereiter und pragmatisc­her werden, sagte der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s des Bundestags am Mittwoch im ARD-Morgenmaga­zin. »Ein ungeordnet­er Brexit wäre eine Katastroph­e«, so Röttgen. Dafür erntete er Kritik von der FDP und auch aus den eigenen Reihen. So sagte der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Kai Whittaker gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, der Brexit »schwächt uns als EU jetzt schon«. Mehr Zeit verlängere nur die Hängeparti­e. »Lieber ein Ende mit Schrecken«, so Whittaker.

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