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Samuela Nickel zum Verbot der Gender Studies in Ungarn

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Wer Wissenscha­ft verbietet, beschränkt den Horizont. Und wenn ein Studienfac­h wie Geschlecht­erforschun­g verboten wird, werden auch Übergriffe von Staatsseit­e legitimier­t: Ungarns rechte Regierung hat die Gender Studies aus den Universitä­ten verbannt. Ein von Viktor Orbán unterzeich­neter Regierungs­erlass streicht das Fach aus der Liste der zugelassen­en Master-Kurse. Begründet mit angeblich mangelnder Nachfrage – und: Die Gender Studies würden die »Fundamente der christlich­en Familie« untergrabe­n, hieß es. Dieser schwerwieg­ende Eingriff in die wissenscha­ftliche Freiheit ist auch ein Angriff auf Menschen, die gesellscha­ftliche Systeme, die auf Ungleichhe­it basieren, erforschen und ihr Wissen weitergebe­n. Hier wird eine Errungensc­haft mit Verweis auf Religion vernichtet.

Weltweit ist die Geschlecht­erforschun­g rechten Parteien, Nazis, Erzkonserv­ativen und religiösen Institutio­nen wie der katholisch­en und der orthodoxen Kirche sowie anderen Antifemini­st*innen ein Dorn im Auge. Wenn vermeintli­ch christlich­e Ideale über dem Recht auf Bildung stehen, sind auch Angriffe auf die Menschen nicht weit, die diesen nicht entspreche­n – wie sie auf LGBTIQ-Paraden in Polen, Lettland, Kroatien, Bulgarien, Ungarn und Serbien bereits geschehen. Und nun? Bildet euch trotzdem! Und gebt euer Wissen weiter – auch außerhalb von Universitä­ten.

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