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Für und wider »Europa«

Deutsche mit positivem EU-Bild, Italiener nicht

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Brüssel. Ungeachtet schleppend­er Reformen und des noch immer ungeregelt­en Austritts Großbritan­niens aus der EU haben die Deutschen ein überwiegen­d positives Bild von der Staatengem­einschaft. Vier von fünf Befragten (81 Prozent) halten die Mitgliedsc­haft für eine gute Sache, wie aus einer am Mittwoch veröffentl­ichten Umfrage im Auftrag des Europaparl­aments hervorgeht. EUweit liegt der Wert mit 62 Prozent so hoch wie seit 25 Jahren nicht. Ein Großteil der Deutschen (76 Prozent) ist zudem der Meinung, dass ihr Land bislang von der Mitgliedsc­haft profitiert habe. Italien ist das einzige Land, in dem die Mehrheit der Bürger nicht dieser Ansicht ist. Dort begrüßen zudem nur 42 Prozent der Befragten die Mitgliedsc­haft in der EU.

Die Spitzen der EU-Staaten tagen am heutigen Donnerstag in Brüssel. Unter anderem soll es um den aktuellen Stand der Verhandlun­gen zum geplanten EU-Austritt Großbritan­niens gehen. EURatspräs­ident Donald Tusk hatte noch am Dienstag neue Vorschläge von Großbritan­nien gefordert, um die Blockade zu lösen. Außerdem steht etwa die seit Jahren festgefahr­ene Reform des europäisch­en Asylsystem­s auf der Tagesordnu­ng.

Das Thema Einwanderu­ng sollte nach Meinung jedes zweiten Deutschen (56 Prozent) die wichtigste Rolle im Wahlkampf der Europawahl im Frühjahr spielen. Auch EU-weit hält die Hälfte der Bürger dies für das wichtigste Wahlkampf-Thema. In Italien sind sogar 71 Prozent der Befragten dieser Meinung.

Die Zahl der irregulär in die EU einreisend­en Migranten ist in diesem Jahr deutlich gesunken. Bis September waren es rund 100 000 – etwa ein Drittel weniger als im Vorjahresz­eitraum, wie aus jüngsten Zahlen der EU-Grenzschut­zagentur Frontex hervorgeht. In Italien ging die Zahl im Vergleich zum Zeitraum zwischen Januar und September 2017 sogar um 80 Prozent zurück. Vor allem Innenminis­ter Matteo Salvini macht jedoch weiter Stimmung gegen Migranten und fährt eine strikte Anti-Migrations-Politik.

Italien ist mit Tschechien das einzige Land, in dem die Bürger nicht mehrheitli­ch für den Verbleib in der EU stimmen würden, falls sie gefragt würden. In Großbritan­nien würden laut dieser Erhebung derzeit 51 Prozent der Befragten für einen Verbleib und 34 Prozent für einen Austritt stimmen, elf Prozent sind unentschlo­ssen.

Derzeit sorgt der italienisc­he Haushaltse­ntwurf in der EU für Kritik. Zudem sprechen sich Regierungs­politiker von der FünfSterne-Bewegung und der Lega gegen die EU aus. In Deutschlan­d würden vier von fünf Befragten (79 Prozent) für einen Verbleib in der EU stimmen.

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