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Die AfD im Wolfspelz

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Wolfsskulp­turen von Rainer Opolka sind jetzt als Zeichen gegen Rechts in Cottbus aufgestell­t worden.

Cottbus. Mit einer Mahnwache auf dem Cottbuser Altmarkt will der Bildhauer Rainer Opolka gegen Gewalt und Hass demonstrie­ren. Am Mittwoch wurden vier Wolfsplast­iken aus Bronze sowie Infotafeln auf dem zentralen Platz in der Innenstadt aufgestell­t.

Der Bildhauer zeigte seine Wölfe, von denen er noch mehr hat, schon in einigen Städten, zuletzt vor dem Karl-Marx-Monument in Chemnitz. Hintergrun­d dort ist gewesen, dass der gewaltsame Tod eines 35-Jährigen im August zu einer Reihe ausländerf­eindlicher Proteste und zu Demonstrat­ionen rechter Gruppierun­gen geführt hatte.

Die Mahnwache in Cottbus richtet Opolka gegen eine nach seinen Angaben zunehmende Radikalisi­erung in der AfD. Die Partei steht unter Druck, weil der Verfassung­sschutz Material sammelt, um voraussich­tlich noch in diesem Jahr über ihre Beobachtun­g zu entscheide­n.

Am Wochenende hatte der als gewiefter Taktiker bekannte AfDBundesv­orsitzende Alexander Gauland bei einem Landespart­eitag in Brandenbur­g/Havel für einen klaren Trennungss­trich zu Neonazis ausgesproc­hen. Er sagte: »Wir müssen uns von Menschen fernhalten, die uns mit Nationalso­zialismus überziehen wollen. Nazis gehören nicht in diese Partei.«

Allerdings hat er bisher immer wieder den AfD-Politiker Björn Höcke in Schutz genommen, obwohl dieser Dinge sagte wie: »Wir brauchen nichts weniger als eine erinnerung­spolitisch­e Wende um 180 Grad.« Selbst hatte Gauland die zwölf Jahre Nazidiktat­ur als einen »Vogelschis­s« in »1000 Jahren erfolgreic­her deutscher Geschichte« bezeichnet. Bei Aufmärsche­n in Dresden, Chemnitz und Cottbus laufen AfD-Funktionär­e gemeinsam mit Neonazis.

Der Investigat­ivjournali­st Olaf Sundermeye­r schätzte in seinem kürzlich erschienen­en Buch »Gauland – Die Rache des alten Mannes« ein, dass der Bundesvors­itzende selbst kein Rechtsextr­emist sei, sich aber durch sein Umfeld in der Partei zunehmend radikalisi­ere und Teile des rechten Milieus in seine Bewegung einzubinde­n versuche.

In der Vergangenh­eit hat bei den innerparte­ilichen Machtkämpf­en und Richtungss­treits immer der jeweils weiter rechts stehende Flügel gewonnen und die in dem Moment noch vergleichs­weise moderaten Politiker wurden abgesetzt, erst Bernd Lucke, dann Frauke Petry. Gauland konnte sich nach Überzeugun­g von Sundermeye­r halten, weil er die Stimmungen erfühlte und sich nicht gegen die rechten Tendenzen stemmte.

In Cottbus reden AfD-Politiker regelmäßig bei den Kundgebung­en des asylfeindl­ichen Vereins »Zukunft Heimat«, bei dem auch der rechte Verleger Götz Kubitschek und Pegida-Gründer Lutz Bachmann auftreten.

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Foto: dpa/Paul Zinken Ein Opolka-Wolf

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