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Rot-Rot wirbt um Landärzte und pflegt Beamte

Fraktionen von SPD und LINKE stellten teure Korrekture­n am Entwurf des Doppelhaus­halts 2019/2020 vor

- Von Wilfried Neiße

Bis zu 100 Millionen Euro werden die Korrekture­n kosten, die die Koalitions­fraktionen SPD und LINKE am Entwurf zum Doppelhaus­halt 2019/2020 vornehmen. Jeder Medizinstu­dierende erhält vom Land 1000 Euro im Monat, wenn er sich verbindlic­h verpflicht­et, nach einem erfolgreic­hen Abschluss für fünf Jahre in eine unterverso­rgte Region Brandenbur­gs zu ziehen und dort eine Praxis zu führen. Unter anderem darüber informiert­en die Fraktionsc­hefs Mike Bischoff (SPD) und Ralf Christoffe­rs (LINKE), als sie am Mittwoch im Landtag ihre Pläne für den Doppelhaus­halt 2019/2020 vorstellte­n.

Wenn Krankenhäu­ser der Region auf diese Weise Studierend­e an sich binden wollen, könnten sie mit einem Zuschuss des Landes von 500 Euro pro Monat rechnen, für die übrigen 500 Euro müssten die Klinken selbst aufkommen. Zum Vergleich: Die ausgezahlt­e Durchschni­ttsrente im Land Brandenbur­g beträgt 850 Euro. Das Programm Sonderstip­endium für angehende Ärzte wird den Steuerzahl­er 5,7 Millionen kosten.

Weitere rund 18 Millionen Euro im Jahr erfordert nach Angaben von Christoffe­rs eine andere geplante Wohltat. Das Land will seinen Beamten die Möglichkei­t eröffnen, sich gesetzlich krankenver­sichern zu lassen. Das heißt, Beamte könnten nach Jahren und Jahrzehnte­n der für sie vorteilhaf­ten privaten Krankenver­sicherung in dem Moment das System wechseln, wenn es für sie aufgrund der Beitragsst­eigerung persönlich unattrakti­v wird. Im Alter mit seinem kosteninte­nsiven Gesundheit­sstatus dürften sie sich von nun an der gesetzlich versichert­en Allgemeinh­eit übergeben. Ab 2019 haben alle Beamten des Landes laut Christoffe­rs diese Wahl. Er rechnet mit Tausenden von Umsteigern.

SPD-Fraktionsc­hef Bischoff nannte das Manöver die »kleine Bürgervers­icherung«. Das freilich wäre sie erst dann, wenn auch die gesetzlich­e Rentenvers­icherung ihre Ansprüche gegenüber einem Beamten erheben könnte. Wie auf Nachfrage bekanntgeg­eben wurde, hat aber Rot-Rot nicht vorgesehen, den Beamtinnen und Beamten einen Beitrag zu ihren Beamtenpen­sionen abzuverlan­gen.

Eine »Rettungspr­ämie« wartet auf ehrenamtli­che Mitglieder der Freiwillig­en Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes, des Technische­n Hilfswerks und der Johanniter. Wer fünf Jahre und länger diese aufopferun­gsvolle Tätigkeit ausübt, kann mit einem Dankeschön von 200 Euro im Jahr rechnen, darüber hinaus nach zehn Jahren mit einer Einmalzahl­ung in Höhe von 500 Euro.

Ferner wollen die Regierungs­fraktionen die Landesunte­rstützung für den Neubau von Kitas und Schulhorte­n für das Jahr 2020 um fünf Millionen Euro erhöhen, die Investitio­n in Krankenhäu­ser um jährlich 20 Millionen aufstocken, die Straßenpla­nung im Doppelhaus­halt 2019/2020 mit neun Millionen stärken und die Zuschüsse für die Brandenbur­gische Schlösserg­esellschaf­t um 5,2 Millionen Euro erhöhen. Für die Unterstütz­ung der Ausbildung von Altenpfleg­ern ist eine Million Euro mehr vorgesehen, ein 365-Euro-Ticket für Auszubilde­nde wird ab 2019 jährlich mit insgesamt 2,8 Millionen Euro zu Buche schlagen und die Hierbleibe­rprämie für Hebammen in einer noch zu definieren­den Form wird knapp eine Million Euro kosten. Die 16 Frauenhäus­er im Land bekommen 2,1 Millionen Euro mehr als im Haushaltse­ntwurf bislang vorgesehen. Dazu erklärte Ralf Christoffe­rs, immer mehr Frauen würden sich mit ihren Kindern in diese Häuser flüchten. Dem müsse man Rechnung tragen.

Auf die Frage, wo diese nicht unbedeuten­den Summen eigentlich herkommen sollen und ob die Landesregi­erung keine Idee für das Ausgeben der Abermillio­nen gehabt habe, sagte Christoffe­rs, er rechne mit einer erneut positiven Steuerschä­tzung für Brandenbur­g. Das Übrige würde aus »Umschichtu­ngen« gewonnen.

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