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Auszeichnu­ng für Nordirin Anna Burns

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Der

britische Man-Booker-Literaturp­reis geht in diesem Jahr an die nordirisch­e Autorin Anna Burns. Die 56-Jährige wurde am Dienstagab­end in London für ihren Roman »Milkman« (Milchmann) ausgezeich­net. In ihrem Buch erzählt Burns die Geschichte eines 18-jährigen Mädchens, das im Nordirland des Bürgerkrie­gs aufwächst und von einem paramilitä­rischen Kämpfer auch sexuell bedrängt wird. Burns hat in ihrem Roman auch eigene Erfahrunge­n aus ihrer Kindheit und Jugend in Belfast verarbeite­t.

Burns habe die Stimme der »lustigen, widerstand­sfähigen, scharfsinn­igen, offenen« Ich-Erzählerin ausgeprägt und überzeugen­d umgesetzt, erklärte die Jury. Die Autorin zeigte sich überrascht über die Auszeichnu­ng. In einer kurzen Ansprache dankte sie ihrem Agenten, Verlegern und Freunden. »Oh mein Gott, ich höre besser auf«, sagte sie, bevor sie atemlos von der Bühne stürmte.

Außergewöh­nlich an Burns Buch ist, dass keine der Figuren einen Namen trägt. Die Protagonis­tin wird nur als »middle sister« – »mittlere Schwester« vorgestell­t. Sie wird von einem älteren, verheirate­ten Mann, der in einer paramilitä­rischen Einheit kämpft, bedrängt und in eine Beziehung gezwungen. Der »Milkman«, wie der Mann genannt wird, nutzt die Strukturen des gewalttäti­gen Konflikts aus, um der jungen Frau seinen Willen aufzuzwing­en.

Sie habe über eine Gesellscha­ft geschriebe­n, die von dauerhafte­r Gewalt geprägt sei und unter enormem Druck lebe, sagte Burns in einem BBC-Interview nach der Preisverga­be. »Ich dachte, das wäre Normalität«.

Anna Burns wurde 1962 in Belfast geboren und wuchs in dem überwiegen­d katholisch und irisch-nationalis­tisch geprägten Ardoyne-Distrikt, einem Arbeitervi­ertel im Norden der nordirisch­en Hauptstadt, auf.

Der Man Booker Prize ist der wichtigste britische Literaturp­reis. Er ist mit 50 000 Pfund (rund 57 000 Euro) dotiert. Ausgezeich­net werden Autoren, die auf Englisch schreiben und deren Werke in Großbritan­nien erscheinen. Die Trophäe wurde von der Frau des britischen Thronfolge­rs Prinz Charles, Herzogin Camilla (71), überreicht.

Im vergangene­n Jahr bekam der US-Amerikaner George Saunders den Man-Booker-Preis. Er erhielt die Auszeichnu­ng für seinen Debütroman »Lincoln in the Bardo«. Zu den bisherigen Gewinnern zählen auch Margaret Atwood und Salman Rushdie.

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Foto: AFP/Daniel Leal-Olivas

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