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CSU erwählt die Freien Wähler

Nach den Sondierung­en sollen in Bayern nun schnell die Koalitions­verhandlun­gen beginnen

- Von Aert van Riel

Die Grünen sind enttäuscht darüber, dass sie von der CSU eine Absage erhalten haben. Die Konservati­ven haben größere Gemeinsamk­eiten mit den Freien Wählern. Die CSU will Koalitions­verhandlun­gen mit den Freien Wählern aufnehmen. Das Parteipräs­idium fasste am Donnerstag einen einstimmig­en Beschluss in einer Telefonsch­alte. Die Verhandlun­gen sollen möglichst am heutigen Freitag beginnen. Am Mittwoch hatte die CSU mit Grünen und Freien Wählern Sondierung­sgespräche geführt. Beide Gespräche seien konstrukti­v und lohnend gewesen, betonten die Konservati­ven. Allerdings gibt es Differenze­n zwischen CSU und Grünen in der Asylund Innenpolit­ik. »An Ökologie wäre es nicht mal gescheiter­t«, sagte der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder.

Er wurde vom CSU-Präsidium beauftragt, die Koalitions­verhandlun­gen zu führen. Die Verhandlun­gspartner in Bayern stehen dabei unter Zeitdruck: Spätestens am 5. November muss die erste Landtagssi­tzung stattfinde­n. Eine Woche später folgt die Wahl des Regierungs­chefs. So sieht es die bayerische Verfassung vor.

Die Freien Wähler hatten bereits einige Forderunge­n an die CSU gestellt. Sie wollen künftig bis zu fünf Minister stellen. Das wichtigste Anliegen der von Hubert Aiwanger geführten Partei ist die Abschaffun­g der Kita-Gebühren. Außerdem verlangen sie die Verhinderu­ng des Baus einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen und den Erhalt aller Krankenhäu­ser in Bayern.

Dagegen besteht bei den Parteien weitgehend Einigkeit in der Asylpoliti­k. Die Freien Wähler schüren ebenso wie die CSU Ressentime­nts und stellen viele Geflüchtet­e als potenziell­e Kriminel- le dar. So forderte die Partei kürzlich »die strikte Verfolgung von Missbrauch des Asylrechts, von Straftaten und Leistungsm­issbrauch sowie eine konsequent­e Rückführun­g«.

Bei den Freien Wählern ist für den 27. Oktober eine Mitglieder­versammlun­g angesetzt. Dort soll über die bis dahin ausverhand­elten Inhalte eines Koalitions­vertrags abgestimmt werden. Die CSU hat dagegen noch nicht entschiede­n, welches Parteigrem­ium einen Koalitions­vertrag absegnen würde.

Die Grünen reagierten enttäuscht darauf, dass sie der künftigen Landesregi­erung wohl nicht angehören werden. »Die CSU hat mit ihrer Entscheidu­ng eine Chance für Bayern vertan«, sagte Bundestags­fraktionsc­hef Anton Hofreiter, der aus Bayern stammt. Trotz aller Differenze­n sei seine Partei bereit gewesen, »mit der CSU weiter über den Aufbruch für Bayern zu sprechen«, so Hofreiter.

Derweil wurde bekannt, dass mehrere Mitglieder der neuen AfD-Landtagsfr­aktion in Bayern laut einem Medienberi­cht vom Landesamt für Verfassung­sschutz beobachtet werden. Das sagte ein Sprecher des Landesamts dem »Münchner Merkur«. Ob die betreffend­en Personen auch noch als Abgeordnet­e beobachtet werden, ist allerdings unklar. Das werde derzeit geprüft, hieß es in dem Bericht.

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