nd.DerTag

Aufstand der Kohlelobby

Sebastian Weiermann über das Vorgehen der NRW-SPD und der IG BCE

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Eine CDU-Staatssekr­etärin, die Demos vor Privathäus­ern begrüßt, eine Gewerkscha­ft und ein Betriebsra­t, die sich entschuldi­gen, ohne sich wirklich zu entschuldi­gen und eine SPD, die Protestcam­ps verhindern will. Im Rheinische­n Braunkohle­revier steht die Kohlelobby auf und wehrt sich gegen Klimaaktiv­isten. Verständli­ch ist dabei die Sorge von RWE-Mitarbeite­rn um ihre Arbeitsplä­tze. Unverständ­lich sind Rhetorik und Aktionen, mit denen vorgegange­n wird. Bei einer Kohlegegne­rin vor der Tür zu demonstrie­ren – das ist eine Grenzübers­chreitung.

Demonstrat­ionen vor Privathäus­ern werden allgemein als Bruch des demokratis­chen Konsenses gesehen. Doch sie werden gerechtfer­tigt. Von Funktionär­en der IG BCE heißt es in »Auge-um-Auge«-Manier, man sei selbst Schlimmes gewohnt. Fraglos haben Klimaaktiv­isten im Hambacher Forst Straftaten begangen und RWE-Mitarbeite­r gefährdet. Dies zu verurteile­n, ist das gute Recht der Gewerkscha­ft. Mit den Aktionen eigene Verfehlung­en zu rechtferti­gen allerdings nicht. Wenig ruhmreich verhält sich auch die lokale SPD, die »Ende-Gelände«-Camps verhindern möchte. Statt Gräben zuzuschütt­en und Dialog zu ermögliche­n, zeigen die Sozialdemo­kraten und Gewerkscha­fter eine zu große Nähe zu RWE. Sie agieren als verlängert­er Arm des Konzerns auf der Straße und in der Politik.

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