nd.DerTag

Stinkbombe im Schulhaus

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Tomas Morgenster­n findet, dass Lehrer keinen politische­n Vormund brauchen Die AfD traut den Lehrern nicht, sie vermutet politische Feinde in deren Reihen und bringt jetzt Schüler und Eltern gegen sie in Stellung. Die sollen, wenn so ein Pauker zu weit links argumentie­rt oder die AfD nicht gut wegkommen lässt, gleich auf deren neuen Meldeplatt­formen Alarm schlagen. Immer dann, wenn aus Sicht der Blau-Roten in Klassen- und Lehrerzimm­ern das Neutralitä­tsgebot gefährdet scheint, darf, nein, soll künftig gepetzt werden.

Es ist ja wirklich nicht so, dass jeder Lehrer in jeder nur denkbaren Situation im Umgang mit seinen Schülern stets den richtigen Ton trifft, das richtige Argument findet oder das rechte Augenmaß walten lässt. Das kann dann bei diesen zu Missverstä­ndnissen führen und Angst- oder Trotzreakt­ionen oder eben auch falsche Schlussfol­gerungen auslösen.

Sind die Schüler etwas reifer, sollten sich Missklänge und leichte Kontrovers­en, sofern sie nicht im Unterricht ausgeräumt­en werden konnten, in der Regel meist danach direkt ausdiskuti­eren lassen – ein funktionie­rendes Vertrauens­verhältnis vorausgese­tzt. Hapert es daran, werden Eltern, Mitschüler und Lehrkörper sowie deren Vertretung­en zurate gezogen. Das ist erprobte Berufsprax­is an den Schulen, so werden die meisten Konflikte gelöst.

Dass die Lehrpläne, wie vom Gesetzgebe­r vorgeschri­eben, ideologief­rei sind, heißt übrigens nicht, dass an den Schulen auch in Berlin und Brandenbur­g keine politisch denkenden Menschen erzogen würden. Basis politische­r Bildung sind auch dort die im Grundgeset­z verankerte­n Normen der freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng. Ist es nicht eher das, was der AfD nicht schmeckt? Diese Partei ist kein Diskrimini­erungsopfe­r. Ihr geht es um Einfluss an den Schulen. Über die Petzportal­e versucht sie, Lehrer zu verunsiche­rn. Wie armselig!

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Foto: nd/Ulli Winkler

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