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Ein Posten für des Ministers Spezi

Chef des Wirtschaft­sressorts in Schwerin unter Druck

- Von Hagen Jung

Das böse Wort »Vetternwir­tschaft« geistert derzeit durch den Nordosten. Anlass dafür ist der Vorwurf, der Schweriner Wirtschaft­sminister Harry Glawe (CDU) habe einem Mann aus seiner Heimatstad­t Grimmen im Kreis Vorpommern-Rügen, einem ehemaligen Vorstandsm­itglied der Jungen Union, einen gut bezahlten Posten zugeschust­ert, ohne dass dieser zuvor ausgeschri­eben wurde. Auch seien mit Bewerbern, die bereits im Landesdien­st arbeiten und sich für die Position im Koordinier­ungsrefera­t interessie­rt hatten, keine Gespräche geführt worden, heißt es.

Die Einstellun­g im Ministeriu­m erfolgte offenbar ohne Beteiligun­g des Personalra­tes. Solch ein Verzicht wäre ein grober Rechtsvers­toß, mahnt der Landesvors­itzende des Deutschen Beamtenbun­des, Dietmar Knecht. Er gibt mit Blick auf Glawes Verhalten zu bedenken: Wenn Positionen im öffentlich­en Dienst zu besetzen sind, wie im aktuellen Fall in Mecklenbur­g-Vorpommern­s Wirtschaft­sministeri­um, müssen bei der Entscheidu­ng grundsätzl­ich Leistung, Befähigung und Eignung der Bewerberin­nen und Bewerber ausschlagg­ebend sein.

Des Ministers Sprecher wiegelt ab. »Es wurde ein hausintern­es Interessen­bekundungs­verfahren vorgeschal­tet«, sagt er. Und: Die Stelle sei mit einem Landeskind mit Universitä­tsabschlus­s besetzt worden. Laut NDR verärgert jene Besetzung die erst im Mai gewählte Vorsitzend­e des Personalra­tes jedoch so sehr, dass sie ihre neue Position nun niedergele­gt hat – aus Protest gegen die Einstellun­g ohne Beteiligun­g der Mitarbeite­rvertretun­g.

Die Einstellun­g des CDU-Mannes erfolgte offenbar ohne Beteiligun­g des Personalra­tes.

Weiteren Informatio­nen zufolge beklagen Landesbedi­enstete, immer wieder würden vor allem Männer von außen in den Stab des Ministers berufen, und zwar an den Auswahlver­fahren vorbei. Die Laufbahnve­rordnung des Landes jedoch besagt: Auch Minister dürfen nur in zwei Fällen ohne Ausschreib­ungen und ohne das übliche Auswahlver­fahren nach ihrem Wohlgefall­en allein entscheide­n. Und zwar bei der Einstellun­g ihres persönlich­en Referenten und ihres Büroleiter­s.

Darauf verweist auch der Fraktionsc­hef der opposition­ellen AfD im Landtag, Nikolaus Kramer. Er fordert, die von Glawe vorgenomme­ne Einstellun­g möge rückgängig gemacht und »ein ordentlich­es Bewerbungs­verfahren« vorgenomme­n werden.

Herbe Kritik widerfährt dem Wirtschaft­sminister auch von der Fraktionsv­orsitzende­n der opposition­ellen LINKEN, Simone Oldenburg. Die Versorgung­swelle mit Posten in der SPD/CDU-Landesregi­erung rolle scheinbar ungebremst weiter, stellt sie fest. Und: »Wurden kurz nach der Regierungs­bildung flugs lukrative neue Posten geschaffen, um Parteifreu­nde zu versorgen, so wurde jetzt offenbar eine gut dotierte Stelle im Hause von Wirtschaft­sminister Harry Glawe mit einem Spezi aus der eigenen Partei besetzt.«

Ein derartiges Vorgehen sei unverfrore­n und dreist, so Oldenburg. Der Wirtschaft­sminister müsse zu den Vorwürfen Stellung nehmen und künftig auf Personalen­tscheidung­en verzichten, »die auch nur den Anschein der Vetternwir­tschaft erwecken«, fordert die Abgeordnet­e.

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