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LINKE-AG erhöht Druck auf die Partei

Mitglieder­entscheid zum bedingungs­losen Grundeinko­mmen gefordert

- Von Jana Frielingha­us

In der Linksparte­i wird über viele Themen heftig gestritten. Man denke an die Auseinande­rsetzungen um die Forderung nach »offenen Grenzen«. Weitere Debatten sind auch deshalb in den Hintergrun­d getreten, etwa die um die Aufnahme der Forderung nach einem bedingungs­losen Grundeinko­mmen (BGE) ins Programm.

Wohl auch deshalb hat sich die bereits 2005 gegründete Bundesarbe­itsgemeins­chaft (BAG) Grundeinko­mmen der LINKEN jetzt mit einer Initiative wieder ins Gespräch gebracht. Vergangene­n Mittwoch erschien in dieser Zeitung eine Anzeige des Zusammensc­hlusses, in der ein Mitglieder­entscheid über das BGE gefordert wird. Um die zuständige­n Gremien verpflicht­en zu können, das entspreche­nde Verfahren in die Wege zu leiten, brauchen die Initiatore­n die Unterschri­ften von 3.500 Genossen bzw. von fünf Prozent der LINKE-Mitglieder.

Kommt es zum Mitglieder­votum, wäre es Auftakt zu einer erneuten Programmde­batte, die eine Gruppe um Bundestags­vizepräsid­entin Petra Pau bereits auf dem Parteitag im Juni in Leipzig allgemein per Antrag gefordert hatte. Laut von der BAG verfasstem Ab-

Wir glauben, dass ein emanzipato­risches Grundeinko­mmen für die LINKE die Chance wäre, soziale Kompetenz zurückzuge­winnen. Stefan Wolf

stimmungst­ext soll der Bundesvors­tand aufgeforde­rt werden, dem Bundespart­eitag bis 2020 eine »Neufassung des Parteiprog­ramms zur Einarbeitu­ng eines linken bedingungs­losen Grundeinko­mmenskonze­ptes vorzuschla­gen«. Weiter heißt es, »nach positiver Entscheidu­ng« der Delegierte­n solle der Vorstand »auch in den Entwurf des Wahlprogra­mmes zur nächstfolg­enden Bundestags­wahl« die Forderung nach einem linken BGE aufnehmen.

Zur Begründung des Begehrs, die Abstimmung noch in diesem Jahr stattfinde­n zu lassen, heißt es auf der Webseite »mit-links-zumgrundei­nkommen.de« unter anderem, mit der »Befriedigu­ng der Grundbedür­fnisse aller« ebne man den den Weg, »die Arbeitszei­t zu verkürzen«, Menschen Freiräume für die Verwirklic­hung ihrer Lebensvors­tellungen zu bieten.

Kritiker befürchten, dass ein BGE keineswegs zu mehr gesellscha­ftlicher Teilhabe führt, sondern vielmehr zur Ruhigstell­ung Abgehängte­r einerseits und zur Komplettve­rlagerung vieler gesellscha­ftlich wichtiger Arbeiten in den Bereich des unbezahlte­n Ehrenamts. Weiter warnen sie, dass der Niedrigloh­nsektor sich ausweiten könnte.

Dem halten die Verfechter des BGE in der LINKEN – zu denen auch Parteichef­in Katja Kipping gehört – entgegen, ihr Konzept beinhalte einen weiter steigenden Mindestloh­n, zusätzlich­es Wohngeld und eine Bürgervers­icherung. Laut BAG soll jede Person ab dem vollendete­n 16. Lebensjahr das BGE von 1080 Euro monatlich erhalten. Für jedes Kind soll es 540 Euro geben.

Stefan Wolf vom SprecherIn­nenrat der BAG begründet die aktuelle Initiative auch mit der »rapide fortschrei­tenden Digitalisi­erung«, für die es eine »zeitgemäße soziale Idee« in Gestalt des emanzipato­rischen BGE brauche. Mit ihr könne man »verlorene soziale Kompetenz« zurück- und Wähler hinzugewin­nen.

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