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SPD legt Zehn-Punkte-Plan vor

Mit Maßnahmen sollen Berliner um insgesamt 500 Millionen Euro entlastet werden

- Von Martin Kröger

In der gebeutelte­n SPD werden händeringe­nd Ideen gesucht, wie die Partei in die Offensive kommen kann. Beim kommenden Landespart­eitag wollen die Sozialdemo­kraten ihr soziales Profil schärfen.

Die Berliner SPD hat einen Plan entwickelt, um das Vertrauen der Wähler zurückzuge­winnen. Am vergangene­n Samstag hat der Vorstand bei einer Klausur im Friedrichs­hainer Spreespeic­her ein Zehn-Punkte-Programm vorgestell­t, dass quasi als Leitantrag des Vorstands für den kommenden Landespart­eitag Mitte November gilt.

Kern des Maßnahmenp­akets mit dem Titel »Strategisc­he Entscheidu­ng für mehr Gerechtigk­eit: Einkommen erhöhen und Berlinerin­nen und Berliner entlasten« sind eine Reihe von sozialpoli­tischen Maßnahmen. Unter anderem soll der Landesmind­estlohn schrittwei­se bis zum Ende der Legislatur auf ein Niveau angehoben werden, der eine Altersarmu­t verhindert. Ein solcher Lohn läge derzeit bei 12,63 Euro. Auch das Vergabeges­etz, mit dem die öffentlich­en Vergaben gesteuert werden, soll entspreche­nd angepasste werden. Außerdem will die SPD über eine Zulage von mindestens 150 Euro die Situation für die unteren Beamtengru­ppen verbessern. Weitere Maßnahmen des Pakets sind eine vollständi­ge Tarifbindu­ng der Landesunte­rnehmen und ihrer Beteiligun­gen und eine Entfristun­g von Beschäftig­ungsverhäl­tnissen. Geprüft werden soll darüber hinaus, ob erneut die Wasserprei­se gesenkt werden können.

»Wir wollen die soziale Situation in der Stadt verbessern und vor allem mittlere und untere Einkommens­gruppen deutlich entlasten«, sagte der SPD-Landesvors­itzende und Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller. Ob die Maßnahmen am Ende so beschlosse­n werden, hängt natürlich noch von der Zustimmung der Delegierte­n auf dem Landespart­eitag ab, die den Antrag beschließe­n müssen. Da die Ideen aber gemeinsam vom Landesvors­itzenden Michael Müller und seinem innerparte­ilichen Konkurrent­en, dem SPD-Fraktionsv­orsitzende­n Raed Saleh, getragen werden, spricht vieles dafür, dass die Vorschläge am Ende von der Partei befürworte­t werden.

So finden sich in dem Vorschlag des Vorstands für den Antrag viele Ideen wieder, die aus dem Umfeld des SPDFraktio­nschefs bereits vor einigen Wochen in einem Antrag des Kreisverba­ndes Pankow niedergesc­hrie- ben worden waren. Auch in diesem Antrag ging es bereits um ein großes Entlastung­sprogramm zugunsten der Beamten und für die Fortsetzun­g der gebührenfr­eien Bildungspo­litik. Es verwundert daher nicht, dass auch der SPD-Fraktionsv­orsitzende Saleh mit dem nun ausgehande­lten Papier sehr zufrieden scheint.

»Mir ist es wichtig, dass die Berlinerin­nen und Berliner entlastet wer- den«, sagte Saleh am Sonntag dem »nd«. Außerdem sollen die Landesbesc­häftigten, »anständig und fair« bezahlt werden. Berlin solle bezahlbar bleiben, so der Fraktionsv­orsitzende. Schließlic­h könnten sich viele Menschen ein Leben in der Stadt kaum noch leisten. Die SPD will deshalb vor allem auch die Familien dadurch begünstige­n, indem Gebühren für den Bildungsbe­reich wieder ge- senkt werden. »Berlin als familienfr­eundliche Metropole muss im Bildungsbe­reich gebührenfr­ei werden«, forderte Saleh.

Tatsächlic­h finden sich in dem Vorstandsp­apier auch die Abschaffun­g der Hortgebühr­en ab der Klassenstu­fe drei wieder sowie eine Streichung des Elternbeit­rags zum Kitaund Schulessen. Das ursprüngli­ch auch in Aussicht gestellte kostenlose Schülermon­atsticket für alle Kinder und Jugendlich­en ist aber nicht mehr enthalten. Auch die in den vergangene­n Wochen immer wieder gestreute Idee, die Gehälter der Landesbesc­häftigten auf das Niveau der Bundesbesc­häftigten anzuheben, ist formal so nicht mehr enthalten. Stattdesse­n heißt es, Berlin will in dieser Legislatur weiter »das Durchschni­ttsniveau der Bundesländ­er« erreichen. Und: »Dabei strebt Berlin an, im Tarifverba­nd TdL zu bleiben« – also dem Tarifvertr­ag der Länder.

Das klingt ganz nach Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD), der zuletzt vor einer Erhöhung auf Bundesnive­au gewarnt hatte. Das nun vorgelegte Paket trägt der SPD-Finanzsena­tor mit. Er nannte das Programm »darstellba­r und machbar«.

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Foto: dpa/Paul Zinken Neue Einigkeit: Landeschef Michael Müller und Fraktionsc­hef Saleh (r.) bei der Vorstandsk­lausur

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