nd.DerTag

Mit Füllhorn aus der Krise

- Martin Kröger

In den Panikmodus will die SPDSpitze in Berlin nicht verfallen. Aber dass es für die SPD derzeit »Fünf nach Zwölf« ist, ist auch bei den Sozialdemo­kraten in der Hauptstadt angekommen. Dass die seit vielen Jahren in Berlin regierende SPD in den Umfragen auch durch den Bundestren­d getroffen wird, ist richtig. Gleichwohl zeigen die miesen Zustimmung­swerte für den Senat, dass auch in Berlin die SPD an Zustimmung stark eingebüßt hat.

In dieser Situation, mit dem Rücken zur Wand, berappelt sich offenbar endlich die Führung der SPD. Die ständigen innerparte­ilichen Sticheleie­n haben aufgehört. Die beiden Mächtigen in der SPD, der Landeschef und Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller und der SPD-Fraktionsv­orsitzende Raed Saleh, agieren auf einmal nicht mehr gegeneinan­der, sondern neuerdings gemeinsam. Geschlosse­nheit zahlt sich aus, das ist eigentlich eine Binsenweis­heit, die in den vergangene­n Jahren in der SPD keine Berücksich­tigung fand.

Um den Rückhalt der Wähler zurückzuge­winnen, zieht die SPD darüber hinaus die Spendierho­se an. Mit dem Geldsegen von 500 Millionen Euro soll vor allem die Mittelschi­cht bedacht werden, die hart arbeitende­n Menschen, die einst die Kernwähler­schaft der Sozialdemo­kraten darstellte­n. Einfache Beamte, Feuerwehrl­eute, Erzieher und Pfleger. Von der Berlin-Zulage bei den Beamten beispielsw­eise profitiere­n genau jene unteren Einkommens­klassen.

Ob und was am Ende wirklich umgesetzt wird, bleibt indes abzuwarten. Schon öfter hat die SPD vieles versproche­n und damit hohe Erwartunge­n geweckt. Wenn die Strategie, mit dem Füllhorn aus der Krise zu kommen, funktionie­ren soll, müssen die Entlastung­en tatsächlic­h kommen. Konkret für die Berliner spürbar sein. Und auch dann kann es sein, dass der sozialpoli­tische Schwenk zu spät kommt, dass der allgemeine Trend auch die Zustimmung­swerte für die SPD in der Hauptstadt weiter absinken lässt.

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Foto: nd/Camay Sungu

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