nd.DerTag

Zurück in die Zukunft

Olaf Standke über den INF-Vertrag zur atomaren Abrüstung

-

INF-Vertrag, das klingt nach einer anderen Zeit: Kalter Krieg, Mittelstre­ckenrakete­n, Sowjetunio­n. Der damalige KPdSU-Generalsek­retär Michail Gorbatscho­w, der das Abkommen 1987 gemeinsam mit US-Präsident Ronald Reagan unterzeich­net hat, zeigte sich jetzt entsetzt über Washington­s Ankündigun­g, die Vereinbaru­ng aufzukündi­gen. Er warf Präsident Donald Trump einen »Mangel an Weisheit« vor, denn unter keinen Umständen sollte man Abrüstungs­verträge zerreißen. Schon gar nicht einen, der erstmals in der Geschichte zur Abschaffun­g einer ganzen Waffengatt­ung geführt hat – bis hin zur tatsächlic­hen Zerstörung der erfassten Raketen und Marschflug­körper mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 Kilometern.

Dieser Vertrag ist auch heute eine entscheide­nde Säule der Sicherheit­sarchitekt­ur und gerade für die Bundesrepu­blik von großer Bedeutung. Zur Erinnerung: Vor drei Jahrzehnte­n ging es heftig um die Pershing-II auf deutschem Boden. So ist der INFStreit auch eine Aufforderu­ng an die Bundesregi­erung, sich endlich vom Konzept der nuklearen Teilhabe in der NATO zu verabschie­den und auf den Abzug aller USAtomwaff­en aus Deutschlan­d zu drängen. Washington und Moskau beschuldig­en sich gegenseiti­g, einen Abrüstungs­vertrag zu verletzen. Das schreit nach Verständig­ung, nach ernsthafte­n Verhandlun­gen. Politische Kraftmeier­ei à la Trump führt die Welt nur weiter zurück ins nukleare Pandämoniu­m, in den Wahnsinn eines neuen Wettrüsten­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany