nd.DerTag

Noch nicht »komplett im Arsch«

- Sebastian Bähr über Engagement in Ostdeutsch­land

Die Absage des Feine Sahne Fischfilet-Konzerts in Dessau durch eine Arbeitstei­lung zwischen AfD, CDU und Neonazis ist nur das letzte Beispiel. »Chemnitz«, »Köthen«, »Sachsen«. Viele Schlagwört­er stehen mittlerwei­le stellvertr­etend für die deutschen – und ja, vor allem ostdeutsch­en – Zustände 2018. Die extreme Rechte strebt gerade in den neuen Bundesländ­ern nach Vorherrsch­aft, Konservati­ve geben hier immer öfter den Erfüllungs­gehilfen der Brandstift­er, Teile der Zivilgesel­lschaft machen aus Angst, mit »Linksextre­misten« in einen Topf geworfen zu werden, lieber gar nichts. Das Tabu einer Regierung aus CDU und AfD droht hier zuerst zu kippen. Fatalismus ist jedoch weder zielführen­d noch berechtigt.

Das vergangene Wochenende hat gezeigt, dass auch in Ostdeutsch­land die Machtverhä­ltnisse nicht statisch sind. In Rostock protestier­ten am Samstag 2500 Menschen gegen ein Häuflein von 250 AfD-Anhängern, 10 000 Dresdner standen am Sonntag beim vierten Pegida-Geburtstag 4000 Rassisten gegenüber. Und Feine Sahne Fischfilet erklärten, trotz der Absage ihr Konzert in Dessau spielen zu wollen. Ostdeutsch­land ist »noch nicht komplett im Arsch«, wie die Band immer wieder erklärt. Um diesen Zustand tatsächlic­h zu verhindern, brauchen seine Demokraten, Antifaschi­sten und Minderheit­en jedoch Sichtbarke­it und Unterstütz­ung.

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