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Flüchtling­srat kritisiert Abschiebun­gen

- Von Martin Kröger

Rot-Rot-Grün soll »lückenlos« aufklären, was am 6. Juni dieses Jahres bei einer Sammelabsc­hiebung von Berlin nach Spanien passiert ist. Das fordern Flüchtling­sunterstüt­zer. Dem Flüchtling­srat Berlin liegen schockiere­nde Berichte vor: Bei einer Sammelabsc­hiebung von Berlin nach Madrid am 6. Juni 2018 sollen Menschen unter anderem zwangsweis­e sedierende Medikament­e verabreich­t worden sein. Besonders schutzbedü­rftige Geflüchtet­e sollen gefesselt, Familien gewaltsam getrennt worden sein und Polizisten Schläge ausgeteilt haben. Federführe­nd organisier­t wurde die Sammelabsc­hiebung durch die Berliner Ausländerb­ehörde, von den 90 Asylsuchen­den waren 26 aus Berlin.

Das »nd« hatte bereits in der vergangene­n Woche über die Vorwürfe berichtet. Damals räumte die SPD-geführte Senatsinne­nverwaltun­g ein: »Aufgrund von Widerstand­shandlunge­n wurde in Einzelfäll­en die Ausübung unmittelba­ren Zwangs erforderli­ch.« Die in der Berichters­tattung erhobenen allgemeine­n Vorwürfe physischer Gewaltanwe­ndung durch Polizeibea­mtinnen und Polizeibea­mte könne man allerdings nicht bestätigen, hieß es.

Den Flüchtling­srat Berlin befriedige­n diese Antworten nicht. Das Unterstütz­ungsgremiu­m für Geflüchtet­e fordert jetzt erneut eine Aufklärung der Vorwürfe. »Die Berichte der betroffene­n Geflüchtet­en von der Sammelabsc­hiebung am 6. Juni geben einen alarmieren­den Einblick in die ›Blackbox Abschiebun­g‹«, sagte Martina Mauer, Mitarbeite­rin des Flüchtling­srats Berlin. Unter Ausschluss der Öffentlich­keit würden Behörden mit allen Mitteln versuchen, Asylsuchen­de außer Landes zu schaffen. »Dabei lassen sie jede Menschlich­keit außer Acht«, kritisiert Mauer. Besonders erschrecke­nd sei, dass für die brutale Sammelabsc­hiebung am 6. Juni die Ausländerb­ehörde des rot-rotgrün regierten Berlin die Verantwort­ung innehatte. Der Flüchtling­srat fragte deshalb am Montag in einer Pressemitt­eilung: »Sieht so der von Rot-Rot-Grün angekündig­te Paradigmen­wechsel in der Abschiebep­olitik aus?«

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