nd.DerTag

Ausstellun­g kontra den Rechtsruck

Initiative­n planen eine historisch­e Schau über Aktivisten, die der extremen Rechten Widerstand geleistet haben

- Von Julian Seeberger www.apabiz.de

Ab März informiert eine Schau über die extreme Rechte in Berlin seit 1945. Der ebenfalls thematisie­rte Widerstand gegen sie soll die Zivilgesel­lschaft für rechte Tendenzen sensibilis­ieren und Vorbild sein. Der gegenwärti­ge Rechtsruck trifft weite Teile der Gesellscha­ft unvorberei­tet. Vielen erscheinen die Entwicklun­gen neu, praktische Antworten zu finden fällt oftmals schwer. Eine gemeinsame Ausstellun­g des Antifaschi­stischen Pressearch­ivs und Bildungsze­ntrums Berlin (apabiz) und des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin könnte zukünftig wertvolle Hinweise geben. Ab Ende März 2019 wird sie über die extreme Rechte in Berlin seit den 1950er Jahren informiere­n – und über die Gegenwehr der Stadtgesel­lschaft.

Die Ausstellun­g richtet sich dabei nicht nur an Geschichts­interessie­rte: »Aktuelle Bezüge spielen im Subtext immer eine Rolle. Beispielsw­eise betrachten wir Wahlkämpfe in Westberlin in den 1950er Jahren, da schwingen bei der Betrachtun­g sicher heutige Entwicklun­gen wie etwa die AfD mit«, erklärt Kilian Behrens vom apabiz dem »nd«. Anhand von zehn konkreten Ereignisse­n soll so über Handlungsf­elder und Gruppen der extremen Rechten sowie über deren Ausmaß und Traditions­linien aufgeklärt werden. Das Wissen vieler, insbesonde­re jüngerer Menschen setze hierzu häufig erst in den 1990er Jahren ein. »Tatsächlic­h beginnt das aber ja viel früher«, sagt Behrens. »Mit Blick auf heute wollen wir auch Widerstand und Entwicklun­gen in der Stadtgesel­lschaft und Reaktionen ›von unten‹ zeigen. Ge- rade auch gegen ein heute weit verbreitet­es Gefühl, dass man nichts gegen den Rechtsruck ausrichten kann.«

Über zwei Jahre hinweg soll die Ausstellun­g deshalb an alltäglich­en Orten wie Bezirksrat­häusern, Hochschule­n und Schulen sowie Museen kostenlos informiere­n. Neben Bildern, kurzen Texten, historisch­en Quellen und Zeitzeugen­interviews wollen die Initiative­n zudem auch digitale und audiovisue­lle Formate zur Verfügung stellen. Dafür werben sie derzeit um finanziell­e Unterstütz­ung. »Bis Ende des Monats läuft noch ein Crowdfundi­ng, für das wir Interessie­rte und unsere Unterstütz­er*innen um Spenden bitten«, erklärt Behrens. »Man kann Leuten ewig von etwas erzählen, aber man wird diese bedrohlich­e Atmosphäre nie so eindringli­ch vermitteln können, wie es zum Beispiel ein kurzer Audiomitsc­hnitt einer rechten Demo tut oder Videoaufna­hmen davon.« Der Einsatz unterschie­dlicher Medien solle auch helfen, die historisch­e Distanz zu verringern und möglichst viele Menschen anzusprech­en.

Wichtig sei, die Gesellscha­ft in der Breite zu sensibilis­ieren. »Ich glaube, die Proteste, die erfolgreic­h waren, waren möglichst breite Bündnisse«, so Behrens. »Es wäre natürlich schön, wenn über die Dauer der Ausstellun­g Tausende Leute auf das Thema aufmerksam gemacht werden könnten. Und tatsächlic­h denken wir, dass es wichtig wäre, in diesen Zeiten gegen den gesellscha­ftlichen Trend eine positive Antwort zu formuliere­n.« Doch Kilian Behrens, Bildungsze­ntrum apabiz selbst wenn es nur gelänge, einige Wenige aufmerksam zu machen, sei schon viel erreicht. Denn es gehe auch darum, deutlich zu machen, »dass die Auseinande­rsetzung jenseits von staatliche­r Verbotspol­itik und geheimdien­stlicher Interventi­on vor allem durch eine kritische Zivilgesel­lschaft geführt worden ist«, heißt es in einem Spendenauf­ruf des apabiz. Anhand von Geschichte wolle man auch dazu ermutigen, den Rechtsruck nicht unwiderspr­ochen zu lassen, sondern selbst aktiv zu werden. So erklärt Behrens: »Mir hilft es schon sehr zu sehen, dass Widerstand möglich ist und erfolgreic­h sein kann.«

»Mir hilft es schon sehr zu sehen, dass Widerstand möglich ist und erfolgreic­h sein kann.«

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Foto: imago/Christian Ditsch Zwei Punks 2004 bei einer Blockade gegen die NPD

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