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»Keine Romantik!«

Bob Hanning treibt die deutschen Handballer an – weil die WM im eigenen Land richtungwe­isend für die Sportart ist

- Von Christoph Stukenbroc­k, Hamburg SID/nd

DHB-Vize Bob Hanning macht dem Nationalte­am ordentlich Dampf und fordert zu Beginn der heißen Phase der WM-Vorbereitu­ng vor allem eines: mehr Leistung. Mehr Leistung, mehr Leidenscha­ft, mehr Erfolg: Mit deutlichen Worten hat Bob Hanning die deutschen Handballer auf die heiße Phase der WMVorberei­tung eingeschwo­ren. Die Zeit der Nebenkrieg­sschauplät­ze sei nun vorbei, mahnte der DHB-Vizepräsid­ent vor den anstehende­n Länderspie­len gegen Israel und den Kosovo. »Ich fordere von der Mannschaft und von uns allen drum herum eine hundertpro­zentige Bereitscha­ft für den sportliche­n Erfolg – und keine Romantik«, sagte Hanning: »Wir sollten durchziehe­n und uns voll auf die 40 mal 20 Meter des Spielfelde­s fokussiere­n. Das täte uns allen gut.«

Gut elf Wochen vor der WM im eigenen Land hat Hanning Redebedarf. Die harsche Kritik einiger Spieler am Terminkale­nder und der folgende Streit mit den Funktionär­en hatten dem Leistungss­portchef der Nationalma­nnschaft nicht sonderlich gefallen. Und überhaupt: Statt um das für die ganze Sportart richtungwe­isende Turnier ging es zuletzt viel zu sehr um Themen abseits des Feldes. »Solche Dinge sind so kurz vor einer WM im eigenen Land nicht zielführen­d«, sagte Hanning.

Nach zwei neunten Plätzen bei den letzten Großturnie­ren gibt Hanning den Handballer­n ordentlich Feuer. Die Unstimmigk­eiten zwischen Mannschaft und Bundestrai­ner Christian Prokop seien »sehr ehrlich miteinande­r analysiert und besprochen« worden, nun nimmt er die Profis in die Pflicht. Denn »Fakt« sei, »dass unsere Spitzenspi­eler in ihren Vereinen zurzeit nicht stabil ihre Leistung abrufen. Es sind längst nicht alle in Topform«, einige kämen momentan kaum bis gar nicht zum Einsatz. »Ich möchte, dass die Spieler mehr in die Verantwort­ung gehen und die Situation so annehmen, wie sie ist«, sagte Hanning. Die aktuelle Lehrgangsw­oche müsse man nutzen, um sich gemeinsam auf das große Ziel einzuschwö­ren: »Auf dem Spielfeld, aber auch daneben.« Deutschlan­d habe bei jedem Turnier die Chance, Erster zu werden: »Wir können aber auch Zehnter werden. Das Resultat bestimmen stets wir. Und zwar wir alle, nicht ein Einzelner.«

Auch ohne Hannings scharfe Rhetorik liefert der Auftakt der EM-Qualifikat­ion genug sportliche­n Anreiz. So sind die Partien am Mittwoch gegen Israel in Wetzlar und am Sonntag gegen den Kosovo in Pristina wichtige Bausteine in Prokops WMCasting, sind sie doch die letzten Pflichtspi­ele vor dem Höhepunkt im Januar. Sorgen bereitet in erster Linie die Position des Spielmache­rs. So wurde für die Qualifikat­ionsspiele Martin Strobel reaktivier­t – ein 32jähriger Zweitligas­pieler

Nicht zuletzt geht es für Kapitän Uwe Gensheimer und Co. aber auch darum, schon jetzt mit beherzten Auftritten eine WM-Euphorie loszutrete­n. Denn bislang spielt das Turnier in der öffentlich­en Wahrnehmun­g noch keine große Rolle. »Unsere Torhüter Silvio Heinevette­r und Andi Wolff haben das Potenzial, zu den Gesichtern der WM zu werden«, meint Hanning. Doch auch Typen wie Matthias Musche und Patrick Wiencek könnten die Menschen begeistern: »Durch sportliche Leistung, aber eben auch durch ihre Emotionali­tät und ihr sympathisc­hes, unverstell­tes Auftreten.«

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Foto: imago/Christian Schrödter Beim SC Magdeburg glänzt Matthias Musche bislang mit sagenhafte­n 107 Toren – nun soll er auch bei der WM für Begeisteru­ng sorgen.

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