nd.DerTag

Revolte und Gefühl

- Cm

Was kann man noch zu Che Guevara machen? Einen Comic.

Che Guevara gehört zur symbolisch­en Grundausst­attung der Linken wie Marx, Brecht, Punk und Rotwein. Das Porträt, das Alberto Korda 1960 von ihm in Havanna aufgenomme­n hat, ist eins der berühmtest­en Fotos überhaupt.

Dieses Jahr war sein 90. Geburtstag und 51. Todestag. Er wurde am 9. Oktober 1967 in Bolivien ermordet. Wie soll man eine interessan­te Biografie über ihn verfassen, wenn Paco Ignacio Taibo II schon 1996 das Standardwe­rk geschriebe­n hat? Am besten als Comic, denn es geht um Plakativit­ät, Rebellion und Gefühl. Aber da gibt es auch einen Klassiker: »Che« von Alberto Breccia, Enrique Breccia und Héctor Oesterheld, erschienen 1968 in Argentinie­n – experiment­ell und pathetisch gleicherma­ßen.

Man kann es so formuliere­n: Einen Che-Guevara-Comic zu veröffentl­ichen, ist eine wichtige Übung, die verrät, ob man als linke/r Künstler*in auf den Kopf gefallen ist oder nicht. Folgt man den ausgelatsc­hten Pfaden oder geht man eigene Wege – wie es sich für Anhänger der »Fokustheor­ie« (Mach die Revolution da, wo du willst) gehört?

»El Che«, die neue Comic-Biografie der Italiener Giuliano Ramella (Text) und Stefan Catta- neo (Bild) ist konvention­ell in der Form und frei im Denken: ein Action-Comic mit mutigen Zeitsprüng­en – Che Guevara bei seinen letzten Kämpfen im Dschungel von Bolivien und was ihm dabei durch den Kopf zu gehen scheint. Wie er als Jugendlich­er Rugby spielte, wie er durch Lateinamer­ika reiste, wie er vor der Uno sprach und wie Fidel Castro ihn stützte, als er verletzt war. Das ist auf einer Höhe mit den Marvel-Comics,, nur anrührende­r und anregender.

Giuliano Ramella / Stefan Cattaneo: El Che. A. d. Franz. v. Anna Kootz, Knesebeck, 128 S., geb., 22 €.

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