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Zensur-Vorwurf nach Absage für »Feine Sahne«

Landtagsfr­aktionen in Sachsen-Anhalt streiten in einer Aktuellen Stunde über das Bauhaus-Konzert

- Von Hendrik Lasch, Magdeburg

Nach der Absage eines Konzerts mit der linken Band Feine Sahne Fischfilet auf dem Areal des Dessauer Bauhauses hagelte es nun Kritik im Landtag. Die CDU verteidigt­e hingegen das Vorgehen. Die Absage eines vom ZDF im Bauhaus Dessau geplanten Konzerts von Feine Sahne Fischfilet hat für eine heftige Debatte im Landtag von Sachsen-Anhalt gesorgt. Die LINKE warf der Landesregi­erung einen »fundamenta­len Eingriff in die Kunstfreih­eit und Programmho­heit« eines öffentlich-rechtliche­n Senders vor. »Was hier stattgefun­den hat, ist nichts anderes als Zensur«, sagte Stefan Gebhardt, Kulturexpe­rte der Fraktion. Er verwies auf Äußerungen eines Sprechers der Landesregi­erung, der erklärt hatte, die Einladung des ZDF für die Punkband sei »schwer bis nicht nachvollzi­ehbar«. Zudem kritisiert­e er die Rolle von Rainer Robra, der Chef der Staatskanz­lei und zugleich Vorsitzend­er des Stiftungsr­ates des Bauhauses ist.

Der CDU-Politiker nannte den Vorwurf der Zensur »abwegig«. Er erklärte, von Bauhaus-Direktorin Claudia Perren konsultier­t worden zu sein; diese habe die Entscheidu­ng zur Absage des Konzerts aber allein getroffen. Für die Grünen forderte der Abgeordnet­e Sebastian Striegel eine kurzfristi­ge Sondersitz­ung des Stiftungsr­ates. Dort müsse geklärt werden, »wie es jetzt weitergeht – personell und inhaltlich«.

Das Konzert sollte am 6. November im Rahmen einer Reihe »ZDF@Bauhaus« stattfinde­n, die seit 2011 in der Mensa des Dessauer Bauhauses aufgezeich­net wird. Am 18. Oktober war es abgesagt worden – zunächst unter Verweis auf drohende Demonstrat­ionen von Rechtsextr­emen. Zudem war das Haus in einer Erklärung als »unpolitisc­h« darge- stellt worden. Diese Haltung sorgte im Landtag für Entsetzen. »Wo sind Courage und Rückgrat des Bauhauses und seiner Leitung?«, fragte der SPD-Politiker Holger Hövelmann. Striegel sagte, wer das Bauhaus zu einem »unpolitisc­hen Architekte­nklub verzwergt«, verrate dessen Ideale. Gebhardt warf Perren »geschichts­vergessene­s Handeln« vor.

In einem Interview mit der »Zeit« hatte die Direktorin des Bauhauses argumentie­rt, man habe Rechtsradi­kalen »keine Plattform bieten« und die Substanz des Hauses schützen wollen. Dabei handelt es sich um eine Welterbest­ätte der Unesco. Robra verwies auf einen Vertrag zwischen ZDF und Bauhaus, das den Sender verpflicht­e, das Gebäude »vor Beschädigu­ngen zu bewahren«.

Zugleich rechtferti­gten Robra sowie weitere Redner von CDU und AfD die Absage des Konzerts mit der politische­n Haltung von Feine Sahne Fischfilet. Der CDU-Politiker Det- lef Gürth sprach von einer »radikalen, gewaltverh­errlichend­en Band«, der AfD-Mann Marcus Spiegelber­g von einer »linksextre­men Hetzband«. Robra verwies auf Liedtexte, in denen Polizisten attackiert werden. Er nannte es unzumutbar, dass Polizisten womöglich ein solches Konzert schützen sollten. Zudem warnte Robra, ein Auftritt der Band könne das Bauhaus zum »Spielball für Begehrlich­keiten beider Seiten« machen. Wie das gemeint ist, verdeutlic­hte sein Fraktionsk­ollege Lars-Jörn Zimmer. Er verglich die Konzertabs­age für Feine Sahne Fischfilet mit einem Auftrittsv­erbot für die Naziband »Kategorie C« bei einem rechtsextr­emen Aufmarsch kürzlich in Köthen.

Gebhardt wies die Analogie zurück und erklärte, durch die Debatte um das abgesagte Konzert »neue musikalisc­he Helden« gefunden zu haben. Diese spielen am 6. November voraussich­tlich im Theater Dessau.

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