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Putin und Trump mit Gipfelplän­en

INF-Vertrag nur ein Problem zwischen Russland und USA

- Von Olaf Standke

Ein konkretes Ergebnis hat die Bolton-Visite in Moskau dann doch noch gebracht: Der russische Präsident Wladimir Putin schlug am Dienstagab­end Gespräche mit seinem Amtskolleg­en Donald Trump im November in Paris vor. Man könne sich doch am Rande der Feierlichk­eiten zum 100. Jahrestag jenes Waffenstil­lstands treffen, der zum Ende des Ersten Weltkriegs führte. Trumps Antwort im Weißen Haus: »Ich denke, dabei könnte etwas Gutes herauskomm­en.« Am Tag danach ließ sein Sicherheit­sberater die russische Nachrichte­nagentur Interfax zum Abschluss des Besuchs in Moskau wissen, dass die beiden Staatschef­s im nächsten Jahr gleich zwei »vollwertig­e« Gipfeltref­fen in der jeweiligen Hauptstadt im Blick haben; erst in Washington, später dann in Moskau. Auch darüber wollten sie in Paris reden. Doch vor allem dürfte es dort um den Fortbestan­d eines für die europäisch­e Sicherheit­sarchitekt­ur überaus wichtigen Abrüstungs­vertrags gehen.

Bolton hatte an der Moskwa zwei Tage lang Trumps Botschaft

»Wir wollen keinen neuen Kalten Krieg und wir wollen kein neues Wettrüsten.«

NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g verkündet und verteidigt: Die USA werden das 1987 gemeinsam vereinbart­e Verbot aller landgestüt­zten nuklearen Raketen und Marschflug­körper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometer (Intermedia­te Range Nuclear Forces - INF) aufkündige­n – weil Russland gegen die Buchstaben wie den Geist des Vertrags verstoße und sich aufstreben­de Militärmäc­hte wie China, Nordkorea oder Iran mit Mittelstre­ckenrakete­n bewaffnete­n. Und das trotz scharfer russischer und, mit Ausnahme Londons, europäisch­er Kritik am Angriff auf eine der erfolgreic­hsten Abrüstungs­vereinbaru­ngen. Führte sie doch zur bilaterale­n Liquidieru­ng einer ganzen Waffengatt­ung.

Noch im Sommer hatten sich die NATO-Staaten darauf verständig­t, für den Erhalt des »wegweisend­en Rüstungsko­ntrollvert­rags« einzutrete­n und den mutmaßlich­e Vertragsbr­uch Moskaus im Dialog aufzuarbei­ten. Russland jedenfalls will am INF-Abkommen festhalten, daran hat Putin keinen Zweifel gelassen. Deshalb sucht er in dieser Frage den direkten Kontakt zu Trump. Moskau wirft den USA seinerseit­s vor, vor allem mit dem Ausstieg aus dem ABM-Vertrag und der nachfolgen­den Stationier­ung von Raketenabw­ehrsysteme­n in Rumänien und Polen den Vertrag zur Dispositio­n zu stellen.

Gesprächsb­edarf gibt es aber auch bei anderen Problemen. Das beginnende NATO-Großmanöve­r in Norwegen (siehe Beitrag links) gehört dazu. Die USA und Russland, so Putin jetzt in Moskau, sollten sich dringend auch über andere Abrüstungs- und strategisc­he Fragen austausche­n. So läuft der New-START-Vertrag (Strategic Arms Reduction Treaty) zur Begrenzung der Zahl nuklearer Sprengköpf­er und Trägersyst­eme 2021 aus. Scharf kritisiert Moskau die Sanktionen der US-Regierung wegen des russischen Vorgehens gegen die Ukraine, in der Skripal-Affäre oder wegen der mutmaßlich russischen Einflussna­hme auf die US-Präsidents­chaftswahl 2016. Zudem stört sich Trump massiv an der geplanten russisch-deutschen Erdgaspipe­line Nord Stream 2 durch die Ostsee.

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