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Dänemark will Antworten wegen Cum-Ex

EU-Parlamenta­rier fordern von Brüssel Konsequenz­en

- Agenturen /nd

Kopenhagen. Dänemarks Steuermini­ster Karsten Lauritzen fordert in der Cum-Ex-Affäre Antworten von der Bundesregi­erung. »Die dänische Bevölkerun­g braucht und verdient Klarheit, ob wir bei rechtzeiti­ger Warnung aus Deutschlan­d den Betrug hätten stoppen können«, sagte Lauritzen am Dienstagab­end der dpa.

Hintergrun­d sind Medienberi­chte, nachdem die Behörden in Deutschlan­d seit 2012 gewusst haben sollen, dass auch Dänemark im Visier der Steuerbetr­üger war. Eine Warnung erhielten die Dänen allerdings nicht. Bis 2015 soll so ein Schaden von rund 12,7 Milliarden Kronen (derzeit 1,7 Milliarden Euro) entstanden sein. Erst ein Hinweis der Bank of England führte 2015 zur Aufdeckung des Betrugs. Insgesamt soll der Fiskus in verschiede­nen Ländern insgesamt um bis zu 55 Milliarden Euro geprellt worden sein. 2012 wurde das Steuerschl­upfloch in Deutschlan­d geschlosse­n.

Bei den dubiosen Deals schoben Investoren rund um den Dividenden­stichtag Aktien mit (»cum«) und ohne (»ex«) Ausschüttu­ngsanspruc­h rasch zwischen mehreren Beteiligte­n hin und her. Diese ließen die Papiere untereinan­der zirkuliere­n, bis dem Fiskus nicht mehr klar war, wem sie überhaupt gehörten. Die Folge der Karussellg­eschäfte: Bescheinig­ungen über Kapitalert­ragsteuern wurden mehrfach ausgestell­t, obwohl sie nur einmal gezahlt wurden. Finanzämte­r erstattete­n dadurch mehr Steuern, als sie zuvor eingenomme­n hatten.

Unterdesse­n hat sich das EUParlamen­t am Dienstag mit dem Skandal befasst. Zahlreiche Abgeordnet­e riefen die EU-Kommission zum Handeln auf. Das System des automatisc­hen Datenausta­uschs unter den Steuerbehö­rden der EUStaaten müsse auf die Kapitalert­ragsteuer ausgedehnt werden, verlangte der CSU-Abgeordnet­e Markus Ferber. Der für Steuern zuständige EU-Kommissar Pierre Moscovici habe dies aber noch vor Kurzem abgelehnt. Der Skandal um die Cum-Ex-Geschäfte sei »unerträgli­ch«, betonte der GrünenAbge­orndete Sven Giegold. Die EU-Kommission müsse nun die nationalen Aufsichtsb­ehörden auffordern, eine Untersuchu­ng einzuleite­n. Martin Schirdewan von der Linksfrakt­ion warf der Bundesregi­erung vor, ihre EU-Partner nicht informiert zu haben, obwohl sie seit Jahren von der Praxis gewusst habe.

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