nd.DerTag

Konditioni­erte Entwicklun­gshilfe

Martin Ling über Minister Gerd Müllers neues Strategiep­apier

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Das Problem beim deutschen Entwicklun­gsminister Gerd Müller ist seltener, was er sagt, sondern was er verschweig­t. Die 85 Länder, die derzeit von deutschen Entwicklun­gshilfegel­dern »profitiere­n«, werden einer Überprüfun­g unterzogen und danach wird die Spreu vom Weizen getrennt. Später werden die Mittel auf Länder konzentrie­rt, die den deutschen Vorstellun­gen von Korruption­sbekämpfun­g, der Achtung von Menschenre­chten und dem Aufbau rechtsstaa­tlicher Strukturen entspreche­n.

Es ist das gute Recht eines Gebers, seine Mittel dahin fließen zu lassen, wo es ihm beliebt, und dorthin, wo er seine Bedingunge­n erfüllt sieht. Doch was Müller ausspart, ist, dass deutsche Entwicklun­gsgelder zu großen Teilen schon immer konditioni­ert fließen und die Bedingung heißt: Gut ist, was für Deutschlan­d gut ist. Statt lokale Experten zu landesübli­chen Löhnen zu beschäftig­en, wird auf Experten aus dem Geberland zurückgegr­iffen. Statt auf dem Weltmarkt oder, so möglich, noch besser auf dem lokalen Markt notwendige Produkte einzukaufe­n, wird auf deutsche Produkte bestanden, um die eigene Exportindu­strie zu fördern.

Wer Kredit gibt, Entwicklun­gshilfemit­tel sind nur zum Teil Schenkunge­n, schafft schließlic­h an – in der Hauptsache werden Experten oder Produkte exportiert. Müllers »neue Bedingunge­n« werden nachrangig bleiben.

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