nd.DerTag

Glücksrad statt Rechte

Jana Frielingha­us über Willkür in der deutschen Asylpoliti­k

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Manchem Verteidige­r der Rechte Geflüchtet­er in Deutschlan­d müssen die eigenen, immer und immer wieder ausgesproc­henen Mahnungen wie Asche im Mund liegen. Insbesonde­re, was den Anspruch auf das Zusammenle­ben mit Eltern, Geschwiste­rn, Kindern betrifft. Denn der wird von der Großen Koalition faktisch als nicht existent angesehen, wenn es um Menschen aus Kriegsgebi­eten geht, die in der Bundesrepu­blik Zuflucht suchen. Seit Anfang 2016 wird ihnen in der Regel kein Asyl mehr gewährt, sondern nur noch »subsidiäre­r Schutz«. Für diese Personengr­uppe wurde auch das Recht auf Familienzu­sammenführ­ung ausgesetzt. Deshalb haben viele von ihnen ihre engsten Angehörige­n, die oft in lebensgefä­hrlicher Umgebung zurückgebl­ieben sind, seit Jahren nicht gesehen – eine psychische Dauerbelas­tung, die kaum zu ermessen ist.

Bei der Neuauflage der »Groko« einigten sich CDU, CSU und SPD auf eine Kontingent­lösung: Pro Monat dürfen seit 1. August lediglich 1000 Personen zu ihren Angehörige­n nach Deutschlan­d reisen. Zehntausen­de hätten eigentlich ein Recht darauf. Stattdesse­n müssen sie an einer unwürdigen Lotterie teilnehmen. Dass Jugendlich­en das Nachholen der Eltern sogar prinzipiel­l verweigert wird, wenn sie während des sich oft jahrelang hinziehend­en Asylverfah­rens volljährig geworden sind, ist ein Skandal.

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