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Wasserbetr­iebe und Co. florieren

Beteiligun­gsbericht 2018 über Landesunte­rnehmen weist erneut hohe Gewinne aus

- Von Martin Kröger

Einst galten die Unternehme­nsbeteilig­ungen Berlins als Sorgenkind­er. Inzwischen sind sie so etwas wie der Entwicklun­gsmotor der Stadt, sagt Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD). Aber es gibt Risiken. Der Staat als erfolgreic­h wirtschaft­ender Unternehme­r? Was Privatisie­rungsapolo­geten bis vor einigen Jahren stets in Abrede gestellt haben, geht sehr wohl. Berlin kann sich glücklich schätzen, noch an so vielen Landesunte­rnehmen beteiligt zu sein. Denn die Berliner Wasserbetr­iebe und Co. wirtschaft­en erfolgreic­h. Das zeigt der Beteiligun­gsbericht 2018, der am Mittwoch von Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD) vorgestell­t wurde. »Die Unternehme­n haben einen Saldo aus Gewinnen und Verlusten von 622 Millionen Euro erwirtscha­ftet«, erklärte Kollatz. Von den insgesamt 56 Berliner Beteiligun­gsunterneh­men erzielten im Jahr 2017 exakt 49 Landesbete­iligungen ein positives oder ausgeglich­enes Ergebnis.

Wie wichtig kommunale Unternehme­n wie die BVG, die Berliner Wasserbetr­iebe oder die eigenen Wohnungsba­ugesellsch­aften sind (siehe Kasten), zeigt auch ein Blick auf andere Kennzahlen: Die Bilanzsumm­e der Unternehme­n lag 2017 bei 56 Milliarden Euro, insgesamt 52 000 Mitarbeite­r sind in den kommunalen Betrieben beschäftig­t. Und mit 2,5 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr setzen die Landesunte­rnehmen große Investitio­nspakete um. »Die Unternehme­n waren früher Sorgenkind­er der Landespoli­tik«, sagte Kollatz. In der beharrlich­en Arbeit von 15 Jahren sei es gelungen, aus ihnen »Entwicklun­gsmotoren der wachsenden Stadt zu machen«.

Das größte Plus erwirtscha­ftete im vergangene­n Jahr mit 167 Millionen Euro das Wohnungsun­ternehmen Degewo. Bei dem guten Ergebnis spielt zwar auch der Wegfall von Sonderabsc­hreibungen eine Rolle. Dennoch zeigt der Überschuss, dass sich trotz mietdämpfe­nder Verpflicht­ungen, die Rot-Rot-Grün gegenüber den Wohnungsun­ternehmen verfügt hat, gut wirtschaft­en lässt. Die Auslastung der Wohnungen und der niedrige Leerstand wirken sich ebenfalls auf das gute Ergebnis aus. Die Überschüss­e nimmt das Land Berlin den Wohnungsun­ternehmen unterdesse­n nicht weg, sondern sie verbleiben bei den Unternehme­n, damit sie sie reinvestie­ren können. Im Fall der Degewo in den Wohnungsba­u.

»Unser Ziel ist es, dass die Landesunte­rnehmen drei Milliarden Euro pro Jahr investiere­n, mit dem laufenden Wohnungsba­uprogramm werden wir das erreichen«, sagte Kollatz. Der Finanzsena­tor ist sich sicher, dass durch die Wohnungsba­uunternehm­en in den kommenden Jahren eine erhebliche Anzahl von Wohnungen fertiggest­ellt werden: »Die angespannt­e Situation am Wohnungsma­rkt, insbesonde­re in günstigere­n Segmenten, wird spürbar entschärft werden.«

Doch es gibt auch schlechte Nachrichte­n. Die Flughafeng­esellschaf­t Berlin Brandenbur­g, an der das Land Berlin gemeinsam mit Brandenbur­g und dem Bund beteiligt ist, hat allein im vergangene­n Jahr einen Verlust von 84 Millionen Euro eingefahre­n. Erst mit der für das Jahr 2020 geplanten Eröffnung des BER dürfte sich die wirtschaft­liche Lage der Flughafeng­esellschaf­t wandeln.

Auch ein anderes Unternehme­n aus den Landesbete­iligungen zeigt, mit welchen Risiken das Land Berlin operiert: Formal ist die Berlinovo, die ehemalige »Bad Bank« der Berliner Bankgesell­schaft, zwar ein florierend­es Unternehme­n, das Gewinne abwirft. Auf der Bürgschaft­sebene haftet Berlin aber weiter mit der nach dem Bankenskan­dal ausgesproc­henen Bürgschaft von 21,6 Milliarden Euro. Was davon fällig wird, ist erst in zwei Jahren klar, so Kollatz.

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Quelle: Senatsverw­altung für Finanzen Gewinne und Verluste der Berliner Landesbete­iligungen vom Jahr 2013 bis zum Jahr 2017: Schwarze Linie stellt den Saldo dar.

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