Blaupause für die Digitalisierung
Bosch und IG Metall einigen sich auf Tarifvertrag
Gerlingen. Offene Flächen, Couches, Tischtennisplatten, Loft-Atmosphäre und der unvermeidbare Tischkicker reichen längst nicht mehr, um geeignetes Personal für Bereiche der Digitalisierung zu finden, so die Erfahrung bei Bosch. Für eine neue Einheit, die sich mit Mobilitätsdienstleistungen wie Carsharing befasst, haben die Gewerkschaft IG Metall und der Autozulieferer deshalb nun einen neuen Tarifvertrag ausgehandelt. Er soll auch als Blaupause für andere Bereiche bei Bosch dienen.
Der »Innovationstarifvertrag« lehnt sich an die Verträge der IG Metall an, bietet aber mehr Spielraum bei Arbeitszeiten und Gehalt. Außerdem erhalten die Mitarbeiter besondere Angebote bei Gesundheitsvorsorge und Weiterbildung. Um hochqualifiziertes Personal für den digitalen Wandel anzuwerben, brauche Bosch die richtigen Arbeitsbedingungen, so Bosch-Personalchef Christoph Kübel. »Wir brauchen Freiheit und Selbstbestimmung. Mit diesem Tarifvertrag schaffen wir die richtigen Rahmenbedingungen.« Bosch besetzt jede zweite offene Stelle abseits der Produktion mit Experten für Software und IT.
Üblicherweise gründen große Konzerne Bereiche rund um das Thema Software und Digitalisierung aus, um dem trägen Konzerngefüge und auch dem in den meisten Fällen angewandten Tarifvertrag zu entgehen. Bei der IG Metall sieht man diese Entwicklung mit Sorge. »Wir wollen, dass diese Bereiche auch tarifgebunden sind«, sagt der baden-württembergische Bezirksleiter Roman Zitzelsberger. Die Gewerkschaft sei deshalb mit verschiedenen Konzernen über ähnliche Vertragswerke im Gespräch.
Der neue Tarifvertrag gilt von 2019 an für die neue Einheit Connected Mobility Solutions mit 300 Beschäftigten. Dort arbeiten unter dem Dach der Robert Bosch GmbH sowohl Mitarbeiter, die bislang im Tarif waren, als auch solche, die bislang nicht unter den Tarifvertrag fielen. Sie haben die Wahl zwischen 35, 38 oder 40 Stunden pro Woche. Es gilt Vertrauensarbeitszeit, der Mitarbeiter entscheidet eigenverantwortlich, wann er wie viel arbeitet. Bei der Bezahlung sind die Regelungen an den bestehenden Tarifvertrag angelehnt. Doch statt der starren Entgeltgruppen gibt es Gehaltsbänder.