nd.DerTag

Keinen Fuß in der Start-up-Szene

Simon Poelchau zum Innovation­starifvert­rag zwischen IG Metall und Bosch

-

Sonderlich froh sollte die IG Metall nicht sein über den Innovation­starifvert­rag, den sie mit Bosch geschlosse­n hat, und mit dem sie auf neue Arbeitsbed­ingungen in Zeiten der Digitalisi­erung reagieren will. Zwar schafft sie nun eine tarifliche Absicherun­g für die Beschäftig­ten einer Bosch-Ausgründun­g, in der es zuvor keinen Tarifvertr­ag gab. Doch stimmte die Gewerkscha­ft dafür einer Aufweichun­g des Prinzips Tarifvertr­ag zu. Statt fester Gehaltsstr­ukturen gibt sie dem Unternehme­n jetzt Spielraum für individuel­le Verhandlun­gen.

Vor allem aber hat die IG Metall den Vertrag mit einem Tarifpartn­er geschlosse­n, der solche Verhandlun­gen gewohnt ist. Dabei sind die angestammt­en Konzerne, auch wenn sie mal eine Firma ohne Tarifvertr­ag ausgründen, nicht das Problem. Viel gravierend­er für die Gewerkscha­ft ist, dass sie keinen Fuß in die Start-up-Szene bekommt. Tausende Menschen arbeiten mittlerwei­le in diesem Bereich, in dem die Arbeitsplä­tze der Zukunft geschaffen werden. Doch werden dort Arbeitnehm­errechte häufig mit Füßen getreten. Wer es wagt, »Betriebsra­t« sagen, ist in solchen Klitschen meist schneller entlassen, als er das Wort zu Ende sprechen kann.

Die Zukunft der Gewerkscha­ften liegt also nicht nur in Innovation­starifvert­rägen mit angestammt­en Konzernen. Sie entscheide­t sich in der Frage, ob es ihnen gelingt, endlich mal einen Fuß in die digitale Branche zu bekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany