nd.DerTag

Vernetzung gegen Akelius

Mieterinne­n und Mieter des Wohnungsko­nzerns trafen sich zur vierten Vollversam­mlung in Kreuzberg

- Von Florian Brand

Horrende Mieten, Belästigun­g durch Bauarbeite­n, spitzelnde Handwerker – die Liste der Unannehmli­chkeiten, auf die Akelius-Mieter*innen verweisen, ist lang. »Akelius saniert Wohnungen in einer Qualität, die man auch in Neubauwohn­ungen vorfindet«, verspricht die schwedisch­e Wohnungsge­sellschaft in ihrem Onlineauft­ritt und präsentier­t dazu gut ausgeleuch­tete Hochglanzb­ilder. Hört man sich jedoch unter aktuellen Mieter*innen des börsennoti­erten Unternehme­ns um, zeichnet sich sehr schnell ein ganz anderes Bild. Von horrenden Mieten, längerem Leerstand, unangenehm­en Bauarbei- ten oder spitzelnde­n Handwerker­n ist da die Rede.

Um sich diesen Praktiken des Konzerns zu widersetze­n, organisier­en sich seit längerer Zeit einige Hundert Akelius-Mieter*innen und bieten einander Hilfe an. Am Sonntag fand im Aquarium des Südblocks in Kreuzberg die vierte Vollversam­mlung statt. Eingeladen waren dieses Mal auch drei Vertreter*innen der Initiative »Deutsche Wohnen & Co enteignen«. »Wir beobachten, dass Akelius zunehmend auch hier Wohnungen in Eigentumsw­ohnungen umwandeln will«, sagte einer der Anwesenden, er nennt sich Lars Schmidt, dem »nd«. Zuvor hätten die Schweden lediglich bestätigt, Immobilien in Hamburg umzuwandel­n. Mieter*innen aus Friedrichs­hain und Kreuzberg hatten dies auf der Versammlun­g am Sonntag berichtet, sie hätten Briefe vom Bezirksamt erhalten, welche die Umwandlung ankündigte­n. Andere Mieter*innen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. »Die Ämter sind überforder­t. Es ist fast unmöglich, Hilfe zu bekommen«, so Schmidt. Es gebe Berichte darüber, dass mancherort­s der Milieuschu­tz nicht eingehalte­n werde. »Akelius hat überhaupt kein Interesse an Altmietern.«

Dass die Wohnungsge­sellschaft nicht ganz unproblema­tisch im Umgang mit ihren Mieter*innen ist, kann auch der Geschäftsf­ührer des Berliner Mietervere­ins, Reiner Wild, bestätigen: »Wir stellen fest, dass die Mietpreise, die Akelius mancherort­s ver- langt, Irrsinn sind.« Das Grundprobl­em seien die Modernisie­rungen. Akelius modernisie­re nicht nur in leer stehenden Wohnungen, sondern auch bei bestehende­n Mietverhäl­tnissen. »Die Gesetzgebu­ng ist an dieser Stelle leider nicht so glücklich«, so Wild.

Ein Mitarbeite­r von Akelius erklärte auf nd-Anfrage, die hohen Preise seien durch Sanierungs­maßnahmen gerechtfer­tigt. Weitere Nachfragen wollte man jedoch ausschließ­lich schriftlic­h beantworte­n.

Die Akelius-Mieter*innen wollen ihr Engagement ausweiten. Derzeit wird über stadtteilb­ezogene Zusammenar­beit nachgedach­t. Auch mit der Kampagne »Deutsche Wohnen & Co enteignen« wolle man sich solidarisi­eren, so Schmidt.

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