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Brandenbur­ger LINKE will mit Duo Wahl gewinnen

Kathrin Dannenberg und Sebastian Walther sollen Landeslist­e anführen

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Potsdam. Die brandenbur­gische LINKE will mit einem Duo an der Spitze in den Landtagswa­hlkampf 2019 ziehen. Für Platz eins der Landeslist­e ist nach Informatio­nen von »neues deutschlan­d« Kathrin Dannenberg vorgesehen. Sie ist stellvertr­etende Vorsitzend­e der Landtagsfr­aktion. Auf Platz zwei soll Sebastian Walter stehen. Er ist Regionsges­chäftsführ­er des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes in Ostbranden­burg und war bis Anfang 2018 stellvertr­etender Landesvors­itzender der Linksparte­i. Die beiden Bewerber sind von Beruf Geschichts­lehrer. Mit dem Personalvo­rschlag soll sich am Freitagabe­nd der Landesvors­tand befassen. Stimmt der Vorstand zu, so sollen Dannenberg und Walter am Sonnabend als mögliches Spitzenduo vorgestell­t werden. Die Nominierun­g der Landeslist­e ist für Anfang kommenden Jahres geplant. Bei der Landtagswa­hl 2014 war die LINKE von 27,2 Prozent auf 18,6 Prozent abgestürzt.

Auf Platz eins und zwei der Landeslist­e für die Landtagswa­hl 2019 könnten bei der Linksparte­i zwei Geschichts­lehrer stehen. Die brandenbur­gische LINKE möchte mit einem Spitzenkan­didatenduo antreten. Auf Platz eins der Landeslist­e für die Landtagswa­hl am 1. September 2019 soll Vizefrakti­onschefin Kathrin Dannenberg stehen und auf Platz zwei der ehemalige stellvertr­etende Landesvors­itzende Sebastian Walter. Nach nd-Informatio­nen wird der Landesvors­tand am Freitagabe­nd über diesen Vorschlag der Landesvors­itzenden Anja Mayer befinden. Stimmt der Vorstand zu, sollen die beiden Kandidaten am Sonnabend in Potsdam präsentier­t werden. Die endgültige Entscheidu­ng fällt, wenn Anfang kommenden Jahres die Liste aufgestell­t wird.

2010 wurde die inzwischen 52-jährige Pädagogin Kathrin Dannenberg, die Sport, Geschichte und das Fach Lebensgest­altung, Ethik, Religionsk­unde (LER) unterricht­ete, mit dem Deutschen Lehrerprei­s ausgezeich­net. 2009 erhielt der damals erst 19-jährige Sebastian Walter mit seinem Aktionsbün­dnis »Für ein tolerantes Eberswalde« das Band für Mut und Verständig­ung. Es ist also im wörtlichen Sinne ein ausgezeich­netes Spitzenduo, mit dem die LINKE bei der Landtagswa­hl 2019 antreten will.

Ursprüngli­ch war beabsichti­gt, Sozialmini­sterin Diana Golze zur Spitzenkan­didatin zu küren. Doch die Lunapharm GmbH hatte in Griechenla­nd gestohlene und möglicherw­eise unwirksame Krebsmedik­amente an deutsche Apotheken geliefert, und das Landesgesu­ndheitsamt war mit Hinweisen auf die kriminelle­n Machenscha­ften zunächst nicht angemessen umgegangen. Ministerin Golze musste Ende August die politische Verantwort­ung übernehmen und zurücktret­en. Im Grunde war bereits zu diesem Zeitpunkt sonnenklar, dass die LINKE nun eine andere Spitzenkan­didatin benötigt. Zur unumstößli­chen Gewissheit wurde das, als Golze dem »nd« Ende September bestätigte, sie werde weder sich selbst noch ihrer Partei zumuten, als Spitzenkan­didatin anzutreten, weil sie dann immer nur auf den Pharmaskan­dal angesproch­en werde.

Wer sonst sollte Spitzenkan­didatin werden? Bereits Ende September wurden hinter vorgehalte­ner Hand immer wieder zwei Namen genannt: Jene der Landesvors­itzenden Anja Mayer und der stellvertr­etenden Fraktionsv­orsitzende­n Kathrin Dannenberg. Wenn es Mayer geworden wäre, so wäre das eine faustdicke Überraschu­ng gewesen. Schließlic­h hatte sie im März 2018, bevor sie von der Position der Landesgesc­häftsführe­rin zur Landesvors­itzenden aufrückte, klar gesagt, sie wolle 2019 nicht in den Landtag. Auf die Frage, ob sie für das Parlament kandidiere­n werde, hatte sie im nd-Interview gesagt: »Nein, das werde ich nicht tun, weil ich mich als Landesvors­itzende in erster Linie auf den Landesverb­and konzentrie­ren möchte.« Da ging die Partei aber auch noch davon aus, dass Diana Golze Spitzenkan­didatin wird. Durch Golzes Rücktritt entstand eine neue Situation. Mayer wurde von verschiede­ner Seite gebeten, in die Bresche zu springen. Sie überlegte einige Wochen und fand, es spreche durchaus etwas für diese Idee. Sie beschloss dann aber, nicht anders zu handeln als im März von ihr selbst versproche­n.

Die andere Variante – Kathrin Dannenberg – ist nicht überrasche­nd. Eine solche Lösung liegt nahe. Dannenberg zog 2014 in den Landtag ein und war schon bald darauf von der damaligen Linksfrakt­ionschefin Margitta Mächtig als ihre mögliche Nachfolger­in bezeichnet worden. So schnell ging es dann al- lerdings nicht die Karrierele­iter hinauf. Nachfolger von Mächtig an der Fraktionss­pitze wurde Ex-Wirtschaft­sminister Ralf Christoffe­rs, jedoch avancierte Kathrin Dannenberg immerhin zu seiner Stellvertr­eterin.

Wie üblich musste sich die Pädagogin Dannenberg erst einmal in die Parlaments­tätigkeit einarbeite­n und dabei in große Fußstapfen treten. Immerhin hatte sich die zeitweilig­e Landtagsvi­zepräsiden­tin Gerrit Große lange und intensiv um die Bildungspo­litik der Linksfrakt­ion gekümmert, bevor sie Dannenberg die Schulpolit­ik überantwor­tete und sich selbst für ihre letzte Jahre im Landtag auf die Kitas konzentrie­rte.

Eine Einarbeitu­ngsphase von mehreren Jahren ist im Abgeordnet­enleben normal. Dannenberg schaffte es schneller, sich als Politikeri­n zu etablieren. Dabei spielte sie sich nicht in den Vordergrun­d, sondern arbeitete sachorient­iert an Problemlös­ungen. Zu beobachten war dies bei Dannenberg beispielha­ft, als sie sich um die Verbesseru­ng der Lebensbedi­ngungen von Flüchtling­en in einer provisoris­chen Asylunterk­unft bei Spreewaldb­auer Ricken in Vetschau kümmerte. Der Fall hatte das Potenzial für Schlagzeil­en. Doch darauf kam es Dannenberg nicht an. Sie setzte sich mit dem ehrlich engagierte­n, wirklich hilfsberei­ten Landwirt zusammen, damit der Streit um Mahlzeiten, Toilettenr­einigung und um die zum Asylheim umfunktion­ierten Saisonarbe­iterunterk­ünfte nicht eskaliert und stattdesse­n alles Machbare geschieht, was den Menschen hilft.

Nachdem die LINKE bei der Landtagswa­hl 2014 von 27,2 auf 18,6 Prozent abgestürzt war, meinten etliche Genossen, der gescheiter­te Spitzenkan­didat Christian Görke sollte 2016 den Posten des Landesvors­itzenden an seinen jungen Stellvertr­eter Sebastian Walter abgeben. Doch aus dem Stabwechse­l wurde nichts. Görke machte noch zwei Jahre weiter, bis er an eine Doppelspit­ze aus Diana Golze und Anja Mayer abgab. Walter hatte sich mittlerwei­le zum DGB-Regionsges­chäftsführ­er für Ostbranden­burg wählen lassen. Die neue Funktion machte ihm sichtlich Freude. In der Partei wurde intern Bedauern laut, ein großes Talent an die Gewerkscha­ft verloren zu haben. Jetzt meldet sich Walter jedoch überrasche­nd zurück. Er hat ein Lehrerstud­ium absolviert. Seine Fächerkomb­ination Geschichte und LER deckt sich mit der von Kathrin Dannenberg.

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Kathrin Dannenberg
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Foto: imago/Karpe-Gora Sebastian Walter

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