nd.DerTag

Schützenhi­lfe für Dschihadis­ten

Sebastian Bähr über die Angriffe der Türkei auf Kurden in Rojava

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Der Islamische Staat ist noch nicht besiegt. Womöglich mehrere Tausend verzweifel­te und damit umso gefährlich­ere Dschihadis­ten halten sich im letzten Kessel von Rojava verschanzt. Die Kurden und ihre Verbündete­n führen derzeit einen erbitterte­n und hoffentlic­h auch letzten Kampf für dessen Befreiung. Leicht macht man es ihnen nicht. Gleichzeit­ig zu einer Gegenoffen­sive des IS begann die Türkei vor ein paar Tagen mit Bombardeme­nts kurdischer Stellungen in Nordsyrien. Ob Ankara die lange angekündig­te Invasion vorbereite­t oder nur das Möchtegern-Kalifat vorm Ende bewahren will, ist nicht klar. Fest steht: Erdogan leistet Schützenhi­lfe für die Islamisten. Offenbar willentlic­h und nicht zum ersten Mal.

Seit Beginn des syrischen Bürgerkrie­gs unterstütz­t die Türkei Dschihadis­ten. Ob unter dem Label Islamische­r Staat, al-NusraFront oder Freie Syrische Armee: Solange es gegen den syrischen Machthaber Assad, vor allem aber gegen die Kurden geht, sind Waffen und Gelder gewiss. Die Region wird durch diesen Kurs der Türkei destabilis­iert. Schon im Frühjahr musste die YPG ihren Kampf gegen den IS unterbrech­en. Ankara griff im Januar völkerrech­tswidrig den kurdischen Kanton Afrin an und hält ihn seitdem besetzt.

Genau wie damals herrscht auch jetzt internatio­nales Schweigen. Die USA, unzuverläs­siger Verbündete­r der Kurden, NATOPartne­r der Türkei, lavieren. Deutschlan­d nimmt zwar gerne an Syrien-Konferenze­n teil, will aber Ankara nicht vergraulen. Und die Terrormili­zen sind erfreut.

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