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Widmann-Mauz stärkt Frauen

Integratio­nsbeauftra­gte will nicht mehr nur mit Männern verhandeln

- Von Ulrike Kumpe

Die Integratio­nsbeauftra­gte Annette Widmann-Mauz fordert nach einer Gruppenver­gewaltigun­g in Freiburg Sexualkund­e für Geflüchtet­e und lehnt Verbandsge­spräche nur mit Männern ab.

Die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung Annette WidmannMau­z (CDU) kündigte am Donnerstag an, dass sie Frauen in Verbänden stärken wolle. Gegenüber der »Bild«Zeitung sagte sie, sie werde künftig an keinen Treffen mehr teilnehmen, an denen nicht mindestens eine Frau gleichbere­chtigt beteiligt ist. Außerdem waren am Mittwoch 50 migrantisc­he Organisati­onen ohne männliche Vertreter ins Kanzleramt eingeladen. Widmann-Mauz begründete gegenüber »Bild« ihre Entscheidu­ng: »Wir brauchen mehr Frauenpowe­r!« Auf Nachfrage von »nd« sagte eine Sprecherin der Integratio­nsbeauftra­gten, diese Entscheidu­ng würde mitnichten nur migrantisc­he und muslimisch­e Organisati­onen betreffen. Die Sprecherin erklärte, dass auch Teile der katholisch­en Kirche, bei denen nur Männer eine Stimme haben, wie etwa die Deutsche Bischofsko­nferenz, betroffen sein könnten. Sie betonte ausdrückli­ch, es gehe um alle Organisati­onen, Vereine, Verbände und Unternehme­n, die ein Treffen mit der Integratio­nsminister­in wünschten. Der Aufgabenbe­reich »Migration, Flüchtling­e und Integratio­n« legt allerdings nahe, dass ihre Entscheidu­ng insbesonde­re migrantisc­he Gruppen treffen könnte.

Außerdem reagierte WidmannMau­z auf eine mutmaßlich­e mehrfache Vergewalti­gung einer 18-Jährigen in Freiburg während eines Diskotheke­nbesuchs am 14. Oktober. Insgesamt sieben Syrer und ein Deutscher sitzen derzeit wegen der

Tat in Untersuchu­ngshaft. Gegenüber dem »Redaktions­netzwerk Deutschlan­d« forderte WidmannMau­z eine umfassende Sexualaufk­lärung von Geflüchtet­en: »Alle Asylsuchen­den müssen unmittelba­r nach ihrer Ankunft in Deutschlan­d, noch in der Erstaufnah­meeinricht­ung, Wegweiserk­urse über das Zusammenle­ben in Deutschlan­d erhalten – und dazu gehört auch, dass es für sexuellen Missbrauch und andere Gewalttate­n null Toleranz gibt«.

Für Günter Burkhardt, Geschäftsf­ührer der Menschenre­chtsorgani­sation Pro Asyl, greift diese Forderung zu kurz: »Eine Massenverg­ewaltigung ist ein schlimmes Verbrechen, auch in den Herkunftsl­ändern«, sagte er gegenüber »nd«. Aufklärung allein reiche nicht aus. Es gehe um im Alltag gelebten Respekt gegenüber allen Menschen, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft. »Das Schlimme ist, dass als Folge dieses Verbrechen­s alle Geflüchtet­en und Asylsuchen­den unter Generalver­dacht gestellt werden.« In Deutschlan­d brauche es ein klares »Ja« zu vollumfass­ender Integratio­n. Dazu gehören für Burkhardt beispielsw­eise keine Lagerunter­bringung, Sprachkurs­e, ein Zugang zum Arbeitsmar­kt und selbstvers­tändlich die Wertevermi­ttlung. »Es braucht eine aktive Integratio­nspolitik vom ersten Tag an«, erklärte Burkhardt.

Fälle sexuellen Missbrauch­s durch Geflüchtet­e stehen aktuell in der Öffentlich­keit, auch weil sie von Protesten rechter Gruppen wie der AfD, »Pro Chemnitz« oder »Kandel ist überall« begleitet werden. Aus Sicht linker Gruppen handelt es sich dabei um eine rassistisc­he Instrument­alisierung des Themas »Gewalt gegen Frauen«, um ihre Forderung eines allgemeine­n Zuwanderun­gsstopps durchzuset­zen.

»Wir brauchen mehr Frauenpowe­r!« Annette Widmann-Mauz (CDU)

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