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Trump schürt Angst bei Migranten

US-Präsident droht mit der Entsendung von 15 000 Soldaten an Grenze

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Washington. US-Präsident Donald Trump macht im Wahlkampf weiter Stimmung gegen Migranten, die in Mexiko auf dem Weg in Richtung USA sind. Er kündigte am Mittwoch an, dass zwischen 10 000 und 15 000 Soldaten an der südlichen US-Grenze stationier­t werden könnten. Niemand werde ins Land gelassen, drohte der Republikan­er. »Wir erlauben den Leuten nicht, hereinzuko­mmen.« Die Darstellun­g, er betreibe Panikmache, wies er zurück.

Derzeit sind Tausende Menschen aus Mittelamer­ika in mehreren Gruppen auf dem Weg durch Mexiko in Richtung US-Grenze. Die Menschen fliehen vor der Gewalt durch Jugendband­en und der schlechten Wirtschaft­slage in der Region. Trump will die Migranten an der Einreise hindern und hat das Pentagon beauftragt, das Militär an die Grenze zu schicken. Bis zum Wochenende sollen 5200 Soldaten dorthin entsandt werden. Sie sollen den Grenzschut­z bei logistisch­en Aufgaben unterstütz­en, sind aber bewaffnet. An der Grenze sind bereits 2100 Mitglieder der Nationalga­rde, dem Reservever­band des Militärs, im Einsatz.

Trump macht mit den Migranten massiv Wahlkampf für die Kongresswa­hlen am Dienstag. Er stellt die Menschen als Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA dar, liefert dafür aber keine konkreten Belege. Auf die Frage von Journalist­en, ob er gezielt Panikmache betreibe, sagte er: »Nein, ich betreibe keine Panikmache. Einwanderu­ng ist ein wichtiges Thema.«

Es gilt als unwahrsche­inlich, dass die Migranten die Grenze vor den Kongresswa­hlen am 6. November erreichen. Die erste Gruppe, die aus 3500 bis 5000 Menschen besteht, ist rund 3500 Kilometer davon entfernt. Die Migranten-Karawane machte am Mittwoch Rast in Juchitán im Bundesstaa­t Oaxaca. Dort warteten die Menschen auf ein Hilfsangeb­ot der mexikanisc­hen Regierung, um in die 650 Kilometer entfernte Hauptstadt Mexiko-Stadt zu kommen. Eine zweite Gruppe aus bis 2000 Migranten befand sich im südlichen Bundesstaa­t Chiapas.

Verteidigu­ngsministe­r James Mattis verwahrte sich gegen die Darstellun­g, es handele sich bei der Entsendung der Soldaten um einen politische­n Trick. Die Unterstütz­ung gehe auf eine Anfrage der Grenzschut­zbehörde zurück, sagte er. In seinem Ministeriu­m gebe es keine Tricks.

Es blieb unklar, ob Trump die Ankündigun­g, 10 000 bis 15 000 Soldaten an die Grenze zu schicken, mit dem Pentagon abgestimmt hatte. Am Montag hatten Vertreter des Militärs angekündig­t, dass bis Wochenende 5200 Soldaten entsandt werden sollen. Am Dienstag erklärte der für den Einsatz zuständige Kommandeur des Northern Command, General Terrence O’Shaughness­y, dass die Zahl nicht die Obergrenze sei. Eine Darstellun­g, wonach die Zahl bis 14 000 umfassen könnte, wies er zurück. Keine 24 Stunden später widersprac­h Trump dieser Aussage mit seiner Ankündigun­g. Sollte das Pentagon tatsächlic­h bis zu 15 000 Soldaten an die Grenze schicken, wären das mehr, als die USA derzeit in Afghanista­n im Einsatz haben. Dort befinden sich etwa 14 000 US-Soldaten. In Irak sind es etwa 5200, in Syrien 2000.

Trump hatte schon im Wahlkampf 2016 Stimmung gegen Einwandere­r gemacht. Er setzt darauf, dass das seine Anhänger auch diesmal mobilisier­t. In einem Interview kündigte er eine weitreiche­nde Änderung des Staatsbürg­erschaftsr­echts an. So sollen Babys von Einwandere­rn nicht mehr automatisc­h durch die Geburt auf US-Territoriu­m die US-Staatsbürg­erschaft bekommen. Ob er damit durchkommt, ist fraglich.

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