Natur braucht Pause
Forscher warnen vor Zerstörung der Wildnis
Paris. Der Großteil der unberührten Natur auf der Erde liegt auf dem Staatsgebiet von fünf Ländern: Laut einer im Magazin »Nature« veröffentlichten Studie beherbergen Australien, Brasilien, Kanada, Russland und die USA über 70 Prozent der letzten Wildnis. Land- und Seegebiete, in denen die Menschheit so gut wie nicht eingegriffen hat, bedeckten nur noch ein Viertel der Erde. »Zum ersten Mal haben wir sowohl Wildnis an Land und im Wasser kartiert und festgestellt, dass nicht mehr viel übrig ist«, sagte der Hauptautor der Studie, James Watson. »Einigen wenigen Ländern gehört ein großer Teil dieser unberührten Fläche und sie haben eine große Verantwortung, den Rest der Wildnis zu erhalten«, so der australische Wissenschaftler.
In den meisten der Länder sind Regierungen an der Macht, die sich kaum für Natur- und Klimaschutz einsetzen. So wurde in Brasilien jetzt der Rechtspopulist Jair Bolsonaro zum Präsidenten gewählt, der die Interessen der Agrarlobby über den Schutz des Amazonas-Regenwaldes stellt.
Aufgrund massiver Nutzung von Wäldern, Ölreserven und Fleisch durch die Menschen sowie wegen des Bevölkerungswachstums seien nur noch 23 Prozent der Natur an Land unberührt – vor hundert Jahren waren es 85 Prozent. Zwischen 1993 und 2009 wurde eine Fläche von der Größe Indiens für Siedlungen, Landwirtschaft und die Ausbeutung von Bodenschätzen nutzbar gemacht. Nur 13 Prozent der Meeresgebiete sind nach Angaben der Forscher fast oder gänzlich unberührt. Watson sagte, der Wildnis drohe dasselbe Schicksal wie den Tieren. Die Staaten müssten Gesetze zum Schutz der Natur verabschieden und die Ansiedlung von Industrie untersagen. »Die Natur braucht eine Pause.«