nd.DerTag

Das geheime Verlangen

- Lotte Laloire über Gleichheit als Privatsach­e

Die Leute lieben es gleich – so lassen Zahlen vermuten, die diesen Donnerstag herauskame­n. Wie das Bundesamt für Statistik zeigt, ist der formale Bildungsst­and in Liebesbezi­ehungen gleich, meistens jedenfalls. Schlaue mit Schlauen, Mittlere mit Mittleren, usw. Außerdem habe über die Hälfte ein Herzblatt im ungefähr gleichen Alter.

Wenn es stimmt, dass die meisten Leute ein ebenbürtig­es Gegenüber lieben: Wieso nur zu Hause? Die Männer, die neben sich auf der Couch eine eloquente Akademiker­in wollen, gehen nicht alle für Gleichbere­chtigung auf die Straße. Sonst wären feministis­che Demos größer. Als Vorgesetzt­e holen sie selten gleichqual­ifizierte Frauen zu sich in die Chefetage. Sonst gäbe es mehr Frauen in Führungspo­sitionen. Von Gehaltsunt­erschieden in Ehen ganz zu schweigen.

Wenn auch stimmt, dass im Fall von Bildungsun­terschiede­n bei Paaren nach wie vor Männer die qualifizie­rteren sind: Wieso suchen Frauen sich immer noch überlegene Herren? Selbst Schuld, sagen manche. Schließlic­h heißt Bildung auch Macht und eine auf Macht basierende Erotik und Romantik ist völlig überholt. Andere finden Machtunter­schiede geil und wollen, gerade weil sie emanzipier­t sind, von einem gebildeten Partner herausgefo­rdert werden. Gleichheit scheint eben Privatsach­e zu sein.

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