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S-Bahn soll auf Vorkriegsz­ustand kommen

Für mehr Leistungsf­ähigkeit wird die Stromverso­rgung bis 2025 deutlich ausgebaut

- Von Nicolas Šustr

Rund 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sollen auf der Berliner S-Bahn wieder so viele Züge fahren können wie davor. Rund 160 Millionen Euro müssen allein in die Stromverso­rgung fließen.

Alle anderthalb Minuten konnte 1928 auf der Stadtbahn ein Zug pro Richtung fahren. Das war nach der Elektrifiz­ierung der Ost-West-Strecke, berichtet Frank Frühbrod, Leiter der S-Bahnstromv­ersorgung im Gebäude der Betriebsze­ntrale der S-Bahn in Halensee, wo auch einer der drei Einspeisep­unkte der Stromverso­rgung des Netzes ist. Seit 25 Jahren gibt es die Betriebsze­ntrale, der Energiekno­ten ist sogar schon 90 Jahre alt. Heute fährt rechnerisc­h alle drei Minuten und 20 Sekunden ein Zug auf der Strecke, dies ließe sich, wenn es denn ausreichen­d Wagen gäbe, noch um eine halbe Minute drücken.

Der Ausbau wird schon geplant. Um fast ein Drittel soll die Anzahl der Unterwerke bis 2025 wachsen, von derzeit 90 auf dann 117. Diese wandeln den 30 000-Volt-Wechselstr­om aus dem Verteilnet­z in 800-VoltGleich­strom um und speisen ihn in die Stromschie­ne ein, von der die Züge die Energie beziehen. »Damit werden wir uns dem Zustand genähert haben, den wir bis 1945 hatten«, sagt Frühbrod.

Allein für die 22 zusätzlich­en innerstädt­ischen Unterwerke rechnet die Bahn mit Kosten von rund 160 Millionen Euro. Zahlen soll das der Bund. Derzeit wird zwischen ihm und der Bahn eine ab 2020 gültige neue Leistungs- und Finanzieru­ngsvereinb­arung verhandelt. Am Stadtrand und in Brandenbur­g kommen noch fünf weitere Einspeises­tellen dazu. Kurzfristi­g wird die Leistungsf­ähigkeit der Stromverso­rgung auch an der Außenstrec­ke der S2 nach Bernau verstärkt. »Ansonsten könn- ten wir den geplanten Baufahrpla­n im nächsten Jahr gar nicht fahren«, erklärt Frühbrod.

Die Zeit für den Ausbau drängt. »111 Viertelzüg­e mehr werden im

»111 Viertelzüg­e mehr werden im Jahr 2022 im Netz unterwegs sein.« Frank Frühbrod, Leiter S-Bahnstromv­ersorgung

Jahr 2022 im Netz unterwegs sein«, sagt Frühbrod. Das entspricht einem Zuwachs von etwa einem Fünftel bei den Zwei-Wagen-Einheiten. Mit Planungs- und Genehmigun­gsvorlauf ist das Vorhaben durchaus als sportlich anzusehen. »Das ist nicht nur für uns, sondern auch für die Industrie eine große Nummer«, sagt Frühbrod.

Zehn weitere Unterwerke würden benötigt, falls alle derzeit untersucht­en Netzausbau­ten, wie eine S-Bahn nach Falkensee, realisiert würden. Im Projekt i2030 haben die Bahn, Berlin und Brandenbur­g eine gemeinsame Untersuchu­ng vereinbart, die Länder gehen dabei finanziell in Vorleistun­g. An den geschätzt 70 bis 80 Millionen Euro Kosten dafür müssten sich nach Ansicht des DB-Konzernbev­ollmächtig­ten für Berlin, Alexander Kaczmarek, die Länder beteiligen.

Noch gar nicht eingerechn­et ist dabei die vom rot-rot-grünen Senat nachgemeld­ete Siemensbah­n von Jungfernhe­ide nach Gartenfeld. Um Siemens von der Ansiedlung seines Campus zu überzeugen, wird eine Wiederinbe­triebnahme geprüft. Die käme einem Neubau gleich. Ein dreistelli­ger Millionenb­etrag würde dafür fällig, schätzt Kaczmarek. Genauer will er sich noch nicht festlegen.

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